Neben dem Rettich ist die Gartengurke eines der basenreichsten Gemüse, die wir zur Verfügung haben. Damit ist sie ein wichtiger Teil einer gesunden Ernährung und Grund genug, auch im eigenen Garten angebaut zu werden. Im unbeheizten Gewächshaus erntet man sie bereits Anfang Juni. Im Freiland beginnt die Ernte im Juli. Hier ist nun vorzugsweise der Anbau der Salatgurke beschrieben. Für Einlege- Senf- oder Salzgurken habe ich eine eigene Anbauanleitung erstellt. Für sie verwenden wir auch andere Sorten.
Die aus den Tropen stammende Gurke (Cucumis sativus) hat ihre Heimat in Indien, wo sie bereits um 1500 v.Chr. angebaut wurde. Die Art ist wärme- und feuchtigkeitsliebend. Sie keimt erst bei Bodentemperaturen über 12 °C. Ist sie mehrere Tage Temperaturen von unter 10 °C ausgesetzt, nimmt die Kultur Schaden. Temperaturen von 2 bis 3 °C werden nicht mehr vertragen. 20 bis 25 °C sind optimal für ein gutes Wachstum. Der Boden-pH-Wert sollte zwischen 6,5 und 7,5 liegen.
Es gibt heute viele Varietäten und Sorten der Art Cucumis sativus, die in der Küche unterschiedliche Verwendung finden. Für den Rohverzehr und für Salate gibt es spezielle Sorten, welche aber auch recht unterschiedlich im Geschmack sein können. Dann unterscheiden wir zwischen Sorten, welche im Freiland und welche im Gewächshaus angebaut werden. Letztere sind die sogenannten Treibhausgurken, die auch wirklich nur unter Glas angebaut werden sollten. Die Salatgurke, die wir aus dem Supermarkt kennen, müssen wir bei uns im Garten im Gewächshaus anbauen (es genügt ein Kleingewächshaus). Je nach der Möglichkeit, dieses beheizen zu können, ist es möglich, die Gurken das ganze Jahr anzubauen, was nicht mit jedem Gemüse möglich ist. Beide Anbauarten werden nun beschrieben. Ich beginne im Freiland.
Freilandgurken anbauen
Freilandgurken sind sehr wärmebedürftige Pflanzen. Auf kalten Böden (tonhaltig) hat man kaum Erfolge. Allerdings kann man die Beete entsprechend vorbereiten. Man gräbt einen 40 cm breiten Graben, füllt diesen mit warmem, halbverrottetem Mist und bringt darauf mit Kompost vermischte Gartenerde auf. Das Beet sollte danach wallartig erhöht sein. Das ist zusätzlich von Vorteil, denn auf dem Hügel (Hügelbeet) stehen die Pflanzen wärmer, weil die Sonne die aufgehäufte Erde besser erwärmen kann, als flache Beetflächen. Der Hügel sollte oben aber ein wenig vertieft sein, damit das Gießwasser nicht sofort wegläuft.
Auf wärmeren Böden (sandiger Lehm) ist diese Vorbereitung nicht nötig. Obwohl es nicht zum Schaden ist, wenn man ähnlich vorgeht und den Boden mit Mist und Kompost aufbessert. Ein besonderer Hügel ist aber nicht notwendig. Wer hat, der kann zur Düngung der Gurkenbeete vor allem Hühner- und Taubendung verwenden. Kuhdung ist ebenfalls sehr gut geeignet. Das Beet kann in leichtem Halbschatten liegen. Trockene Hitze in Vollsonne ist nicht optimal.
Aussaat, Vorkultur: Man sät ins freie Land oder kultiviert in Töpfen vor. Für die Voranzucht werden Mitte März zwei Kerne der Freilandgurken 2 cm tief in einen kleinen, mit lockerer, nahrhafter Erde gefüllten Blumentopf gelegt. Guter Wasserabzug (Scherbeneinlage) ist Bedingung. Dann sind die Gefäße ins warme Zimmer zu stellen und mit lauwarmem zu Wasser gießen. Für die Keimung ist kein heller Platz nötig, da die Pflanzen Dunkelkeimer sind. Nach dem Aufgehen der Samen sollten sie jedoch einen hellen Platz erhalten. Wenn nach den Keimblättern zwei Laubblätter ausgebildet sind, wird aus jedem Topf die schwächste Pflanze entfernt. Anfang Mai wird in größere Pflanzgefäße verpflanzen und wenn nötigt die Pflanze durch Anbinden an einen Stab stabilisiert. Ausgepflanzt wird Mitte Mai, wenn keine Nachtfröste mehr zu erwarten sind.
Direktaussaat, Freiland: Wer daheim oder im Kleingarten nicht die Möglichkeit hat, Jungpflanzen für den Gurkenanbau vorzuziehen, der kann die Aussaat auch direkt auf einem Beet vornehmen. Das darf aber nicht vor Mitte Mai geschehen. Bis dahin ist der Boden noch zu kalt. Wir machen für die Aussaat eine flache Rille und legen die Gurkenkerne mit 25 bis 30 Zentimeter Abstand hinein. Pro Saatstelle drei bis vier Samen. Die Aussaattiefe beträgt zwei bis drei Zentimeter. Die Kerne werden möglichst mit lockerem Boden bedeckt, wozu wir, wenn der Boden kein besonderer ist, gesiebte Komposterde verwenden. Sind die Pflanzen aufgegangen, lassen wir pro Stelle nur die kräftigste stehen.
Rankgerüst? Wir können die Salatgurken flach auf dem Beet kultivieren, so wie das mit den anderen Gurkensorten gemacht wird, oder ihnen ein Gerüst (ca. 1,2 m hoch) bauen bzw ein Spalier oder Netz zum Hochklettern anbringen. Wie im Bild zu sehen, sollten solche Rankhilfen etwas schräg montiert sein, weil sich dort die Pflanzen besser nach oben arbeiten können, denn sie sind im gärtnerischen Sinne keine Kletterer. Mitunter müssen wir die Triebe per Hand etwas ordnen und gegebenenfalls anbinden.
Schnitt: Noch ehe die Pflanzen drei Blätter ausgebildet haben, wird über dem 2. Blatt eingestutzt, damit sich zwei neue Ranken bilden, die bald Frucht ansetzen. Die Ranken müssen gleichmäßig über das Beet oder das Spalier verteilt werden. Ist der Boden feucht und kalt, empfiehlt es sich für Beete, die Ranken auf untergelegtes Reißig zu ordnen, wodurch das Faulen der Ausläufer und das Fleckigwerden der Früchte vermieden wird.
Pflege: Zweimal hacken und Unkraut entfernen reicht an Bodenbearbeitung. Von großer Bedeutung ist das Gießen. Die Pflanzen sollte nicht austrocknen und welken, denn das führt dazu, dass die Früchte bitter werden. Am besten eignet sich abgestandenes (kein frisches Leitugswasser!) oder Regenwasser, dem häufig Flüssigdünger (stickstoffreicher Gemüsedünger – Anleitung auf der Verpackung beachten) zugegeben werden sollte.
Ernte: Jeden zweiten oder dritten Tag können die reifen Früchte abgeschnitten werden, denn im Freiland schmecken junge Gartengurken milder als größere Exemplare. Im Gewächshaus ist das kaum der Fall. Wem ein kräftiger Geschmack mehr zusagt, dem ist es natürlich belassen, die Früchte mehr ausreifen zu lassen. Bei häufiger Ernte gilt allerdings auch die Gärtnerregel: Wer öfter pflückt, erntet mehr. Will man zur Samengewinnung Früchte (Samengurken) ausreifen lassen, ist es wichtig zu wissen, dass diese Pflanzen dann im Ausbilden von neuen Früchten stark nachlassen.
Welche Freilandsorten kaufen? Hinweise zum Geschmack.
Es gibt lange Salatgurken, mittellange Salat- und Einlege- und reine sogenannte Einlegegurken. Der Übergang von einer Sortengruppe zur anderen ist fließend, wie auch deren Geschmack. Die Salz- Gewürz- und Einlegesorten kann, wer will, auch für den Frischverzehr verwenden, doch andersherum eignen sich die Salatsorten kaum für das Haltbarmachen. Wer bei den Freiland-Salatsorten den Geschmack erwartet, wie wir ihn von Gewächshausgurken gewöhnt sind, wird enttäuscht werden. Er ist einfach kräftiger, und das ist meiner Meinung nach auch gut. Denn es wäre schon wünschenswert, sich in der Breite der Geschmackswelt dieser tropischen Früchte weiter zu bewegen, als die heute entstandene Eintönigkeit fortzuführen. Für den Anfänger und denjenigen, der im Gemüseanbau mehr auf Nummer sicher gehen will, empfehle ich für das Freiland die sogenannte 'Chinesische Schlange' (andere Bezeichnungen 'Chinesische Schlangengurke', 'Chinese Slangen'). Es ist eine alte, samenechte, holländische Sorte mit sicheren Erträgen.
Gewächshausgurken, Anbauanleitung für das Kalthaus (ohne Heizung).
Die Gewächshauserde sollte aus kompostiertem, strohreichem Stallmist und aus humusreicher Kompost- und Landerde in gleichen Teilen gemischt werden. Auch die Zugabe von verrottetem Rindenmulch soll gut sein. Dieses Vormischen ist 3 bis 6 Monate vor der Verwendung vorzunehmen. Die Erde wird dann mit 100 Litern pro Quadratmeter aufgebracht. Das sind etwa 1 1/2 Schubkarren Substrat pro Quadratmeter. Mehr Infos sind hier zu finden: Gurkenerde selber mischen. Für die Aussaat werden drei Samenkörner zwei bis drei Zentimeter tief in eine Saatstelle gelegt, mit Erde bedeckt und leicht angegossen. Nur die kräftigste Jungpflanze von den dreien lässt man später stehen. Man kann aber auch die Jungpflanzen vorziehen (Anleitung s. Anbau im Freiland, Vorkultur) oder kauft im April bis Anfang Mai (auf Kürbis) veredelte und getopfte Gurkenpflanzen beim Gärtner. Diese veredelten Pflanzen sind in der Regel ertragreicher als selbstgezogene. Mit einem Pflanzabstand von 50 cm wird in das vorbereitete Substrat gesetzt.
Wann pflanzen? Wie oben schon erwähnt, vertragen die Pflanzen keinen Frost. Doch in einem unbeheizten Gewächshaus kann die Temperatur im zeitigen Frühjahr schon mal unter die 0 °C sinken. Ich pflanze trotzdem schon im April. Um zu verhindern, dass die Temperatur unter 10 °C fällt, stelle ich bei Bedarf dicke Wachskerzen oder ein bis zwei Petroleumlampen in das Haus. Wem das zu wenig ist, der kann die Pflanzen zusätzlich mit einem Gartenvlies schützen. Kälter als 4 °C darf es aber nicht werden. Man liest sehr oft, dass die Temperatur im Gurkengewächshaus nicht unter 15 °C fallen sollten. Die Pflanzen kommen zwar durch niedrigere Temperaturen im Wachstum etwas ins Stocken, aber sie setzen trotzdem um vieles eher Früchte an, als wenn die Pflanzung erst nach den nachtfrostgefährdeten Tagen Mitte Mai erfolgt.
Schneiden? Die Pflanzen benötigen Schnüre, an denen sie emporranken können. Dies unterstützen wir durch Anhefte der Triebe mit nicht zu fest geschnürtem Bindfaden. Wenn sich Seitentriebe bilden, werden diese ausgekniffen oder ausgeschnitten. Ist das Schnürenende erreicht (z.B. in 1,6 m Höhe) dann wird die Triebspitze gestutzt. Treiben die Gurkenpflanzen oben wieder aus, dann kann man zwei dieser Triebe weiter wachsen lassen, ohne sie besonders anzubinden. Diese wachsen dann nach unten weiter.
Licht und Schatten: Freilandgurken wachsen problemlos auch im Halbschatten. Doch für den Gewächshausanbau gilt das nicht. Hier bringt ein Mehr an Licht auch einen höheren Ertrag. Deshalb sollten die Scheiben, ob Glas, Doppelstegplatten oder Folie, immer gut gesäubert werden. Das heißt natürlich nicht, dass die Sonne zu jeder Zeit ungehindert auf das Glashaus prasseln sollte. Das kann zu einem raschen Welken der Pflanzen führen. Deshalb müssen die Kulturen bei starker Sonneneinstrahlung, überwiegend in der Mittagszeit, leicht beschattet werden. Doch bei trüber Witterung braucht es die volle Lichtausbeute. Heutigentags lohnt es auch, im kleinen Stil mittels LED-Lampen (rot und blau) die Kultur zusätzlich zu belichten, wenn der Standort recht dunkel ist (Baum- und Hausschatten u.ä.).
Temperatur: Man mag meinen, dass die Pflanzen, welche aus den Tropen kommen, viel Hitze benötigen und vertragen, doch das ist nicht so. 20 bis 25 °C sind für sie das Optimum, und ab 28 °C bekommen die Früchte schon Wachstumsstockungen. Die Temperaturspanne ist also nicht besonders hoch, wenn wir bedenken, dass 15 °C schon das empfohlene Temperaturminimum beim Anbau beträgt. Mehr ist dazu nicht zu sagen, man halte also diese Werte durch Lüftung (aber keine ständige Zugluft) und Schattierung ein. Vorteilhaft, praktisch und bequem ist natürlich die automatische Regelung dieser Parameter.
Düngen und Wässern: In der Hauptwachstumszeit wird wöchentlich gedüngt – Kopfdüngung mit einem flüssigem Stickstoffdünger – doch auch die Kali- und Phosphordüngung darf nicht vernachlässigt werden. Bei starker Sonneneinstrahlung wird mehrmals am Tag gewässert. Dafür nehmen wir Wasser, welches angewärmt ist, etwa, indem wir die gefüllten Gießkannen im Glashaus temperieren lassen.
Zusammen mit Tomaten anbauen? Im Kleingewächshaus können neben der Kultur durchaus auch ein paar Tomaten mit angebaut werden (siehe erstes Foto ganz oben). Diese werden aber nur nahe an der Tür platziert, da sie luftig stehen wollen, und im Sommer die Tür tagsüber fast immer offen gehalten werden kann. Genau genommen sind es genau vier Pflanzen, die gesetzt werden können, denn sind es mehr, dann stehen die letzten zu tief im im Gewächshaus drin. Dort bekommen sie zu viel Luftfeuchte, was ihnen nicht zuträglich ist. Die vier Tomatenpflanzen geben zwar eine kleine, aber doch sicherere und kontinuierlichere Ernte, als ihre Geschwister im Freiland.
Zusammen mit Paprika anbauen? Auch Paprika mag nicht die hohe Luftfeuchtigkeit, welche in einem Gurkengewächshaus herrschen sollte. Günstiger ist es, Paprikapflanzen längere Zeit im Topf vorzuziehen und dann relativ spät im Mai ins Freiland zu setzen. Dort gedeihen sie bei lichtem Schatten im Selbstversorgergarten in etwas trockenerer Hitze besser als unter Glas.
[TJ.3.16]