Wer auf kleiner Fläche die beliebten Knollen anbauen möchte, der sollte der Düngung besondere Aufmerksamkeit schenken, damit die Erträge auch den Aufwand lohnen. Prinzipiell hofft man ja immer auf Höchsterträge und ist bei magere Ernten sehr enttäuscht, was einem die harte Gartenarbeit dann vergällt. Wer Pferde- oder anderen Stallmist und sei es nur der Kleintiermist von den Meerschweinchen zur Verfügung hat, der sollte ihn auf jeden Fall nutzen. Denn auch der ist Dünger. Das Wort ist übrigens von Dung, also von Stall-Dung abgeleitet und wurde erst in neuerer Zeit auf die Kunstdünger übertragen.
Herbst
Am besten ist es, wenn der Mist (optimal ist Pferdemist) schon im Herbst auf die umgegrabene Fläche aufgebracht wird, wo die Kartoffeln im Frühjahr gelegt werden sollen. Man soll ihn aber oberflächlich (max. 15 Zentimeter) einarbeiten, damit sofort sauerstoff-liebende Bakterien, Pilze und andere Bodenorganismen diesen zersetzten und die Nährstoffe binden. Wird der Mist zu tief eingegraben, sind die Nährstoffe zwar schon an Ort und Stelle, aber das halb verrottete organische Material (Stroh) fault unter Luftabschluss und schadet nur. Verbleibt es nahe unter der Oberfläche, verrottet es komplett und befördert zudem das Bodenleben. Die darin enthaltenen Mikroorganismen sind es auch, die das Pflanzenwachstum fördern und dosiert mit Nährstoffen versorgen. Über diese Art der Dosierung gibt es hier weitere Infos.
Frühjahr
Hat man den Dung erst im Frühjahr zur Verfügung, so bringt er für die Frühkartoffelkultur (60 – 80 Tage Kulturzeit) nichts. Es braucht etwas höhere Temperaturen, damit sich der Stickstoff im Mist aufschließt, und dann ist für die Frühkartoffeln schon wieder Erntezeit. Für die zeitigen Sorten der Knollen können wir als Alternative dem Boden 14 Tage zuvor Kunstdünger (Stickstoff) oder besser noch stickstoffreiche Komposterde zugeben. Zu letzterer zähle ich vor allem gut verrotteten Stallmist/Pferdemist, den wir schon im Spätsommer des Jahres zuvor kompostiert haben sollten. Dieser gibt tatsächlich Nährstoffe schneller frei, als beispielsweise fermentierter (gestapelt und festgetreten) sogenannter Stapelmist.
Bisher war ich der Meinung, dass bei späten Kartoffelsorten eine Frühjahrsdüngung mit frischen Mist geeignet wäre, doch bin ich nun davon abgekommen. Der Grund hierfür ist der, dass frischer Stalldung (explizit das Ammoniak im Tiermist) Schadinsekten magisch anzieht, welche dann unsere Möhren, Rübchen und anderes Gemüse befallen.
Bei der Pflanzung?
Viele Kartoffelgärtner schwören darauf, die Knollen bei der Pflanzung mit etwas Mist zu unterlegen. Ich glaube jedoch – und aus dem bisher gesagten (und weiterführende Links auf meine Seiten) geht es hervor – dass das nichts bringt. Die Anbaumethode hat weder Vor- noch Nachteile. Es mag sein, dass der Dung unter den Kartoffeln eine bessere Bodendurchlüftung befördert, was wiederum die nützlichen sauerstoff-liebenden (aeroben) Bodenorganismen fördert. Diese schließen bekanntermaßen Nährstoffe auf und lagern sie für Pflanzen verfügbar ein. Doch sei an dieser Stelle an eine effektivere Anbaumethode erinnert. Sie ist zwar nicht sehr beliebt, da sie etwas mehr Arbeit macht, doch garantiert sich dafür höhere Erträge. Damit meine ich die Tiefbeetkultur, also Beete sehr tief zu lockern, so wie ich es bezüglich der "biointensiven Gartenbaumethode nach John Jeavons" beschrieben habe. Tiefgründige Bodenlockerung bringt Luft in die Anbaufläche. Kartoffeln lieben luftige Böden, weswegen auch das Anhäufeln derselben die Erträge steigern kann.
Fazit
Auf jeden Fall ist es empfehlenswert beim Kartoffelanbau Mist zu verwenden. Doch ist man heute mehr der Meinung, dass dieser vorallem in kompostierter Form (beim Aufsetzen mit halb verrotteten Gartenkompost vermischt!) nützlicher ist, als frisch. Bringen wir regelmäßig organische Materialien (besser öfters wenig, als einmalig viel) in unsere Beete ein, verbessert dies Boden und Ertrag. Obendrein sagt man den Knollen nach, dass sie bei ihrem Wachstum nebenher extra noch die Bodenstruktur verbessern. Damit hat der jährliche Anbau von Kartoffeln in unserem Garten, in jedem Falle eine Berechtigung.
Bei den vielen Erfolgsberichten bezüglich des Einsatzes der Stallmistdüngungen ist natürlich auch folgendes zu bemerken: Der Gartenfreund, der sich so viel Mühe um seine Kulturen macht, hat meist auch viele andere gärtnerische Aspekte in Anwendung gebracht, die in der Masse gesehen eine bessere Ernte liefert. Diese sollten wir auch noch abfragen, wenn mit Begeisterung von diesen und jenen Riesenernten berichtet wird. Es stellt sich etwa die Frage, ob beste Sorten neu gekauft wurden? War es eine großfrüchtige Sorte? Oder, wie oben bereits erwähnt: Wurde tief umgegraben und bei Trockenheit auch mal gewässert ... usw.
Bleibt am Ende noch zu erfahren, warum das Sprichwort lehrt, dass der Anfänger oder auch der "dümmste Bauer" oft die größten Kartoffeln erntet. "Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln." Warum ist das so? Die Antwort ist meist folgende. Der Anfänger weiß, dass er keine Ahnung hat und wird sich aus diesem Grunde vor dem Anbau genau informieren und hier und da Tipps einholen. Der "Profi" ist oft eitel und bildet sich viel auf sein Wissen ein, was er einmal vor Jahren erworben hat. Er sieht es als Demütigung an, andere um Rat zu fragen und die eine oder andere Anbauanleitung nochmals genau zu studieren. So einfach ist das.
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