Wurzelgemüse und Zwiebelgemüse

Die Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), auch Purpur-Bocksbart genannt, ist ein uraltes Wurzelgemüse und bereits in der Antike im römischen Weltreich angebaut. Noch im 19. Jahrhundert war es bei uns in den Gärten beliebt, doch dann im 20. Jahrhundert nach und nach von der Schwarzwurzel verdrängt. Letztere bringt eindeutig höhere Erträge, doch früher hatte man nur Sorten für den zweijährigen Anbau derselben. Schwarzwurzelsorten für die einjährige Kultur machten dann der Haferwurzel fast den Garaus, dann das war bis dahin immer noch der Vorteil des Purpur-Bocksbarts gegenüber seiner Konkurrenz. Heute wird das Wurzelgemüse wieder beliebter, jedenfalls dort, wo man Gemüsevielfalt proklamiert.

Die Küttiger Rüebli sind urtümlich Mohrrüben (Daucus carota subsp. sativus) im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie ähneln im Äußeren mehr einer Rübe, als einer Möhre. Sie ist ihrer Herkunft nach eine echte Regionalsorte und stammen aus dem Aargauer Dorf Küttigen in der Schweiz. Ich habe sie in ihrer Eigenschaft als Selbstversorger-Gemüse getestet und habe mit dieser alten, samenfesten Gemüsesorte beste Erfahrungen gemacht.

Es gibt ein Vielzahl von seltenen oder exotischen Gemüsearten, von denen die eine oder die andere immer mal wieder in Mode kommt. Erst wird das außergewöhnliche Gemüse angepriesen, mit Bezeichnungen wie "super gesund" oder gar "Superfood" versehen, doch häufig ist die Begeisterung dann auch ebenso schnell wieder verpufft, wie sie gekommen ist. Sollte dieses Knollengewächs, das aus Amerika stammt, nun auch in diese Kategorie fallen? Nein, ganz im Gegenteil, meine ich. Es hat so viele Vorzüge, dass es Zeit wird, dieses Gemüse auch im Kleingarten ganz selbstverständlich neben Kartoffeln und Möhren anzubauen.

Die sogenannten Speiserüben (Brassica rapa var. rapa) teilt man in Mai- und Herbstrübchen (auch Stoppelrüben oder Bodenkohlrabi genannt). Die eine Form wird im zeitigen Frühjahr gesät und die hier behandelte Variante vorzugsweise als Nachtkultur im Juli/August. Die dritte Form, ebenfalls im Kleingarten verwendet, ist die Steckrübe (Brassica napus var. napobrassica), welche um den 1. Juni gesät und um den Johannistag (24.6.) herum verpflanzt wird. Bei den vorher genannten Formen wird nicht verpflanzt, sondern an Ort und Stelle gesät. Diese einfache Anbaumethode mittels Direktsaat ist die vom Autor für den Selbstversorger empfohlene. In der Regel gelingt der späte Anbau sehr gut. Auch eine Mischkultur mit anderen Sorten ist möglich und gar nicht so schwer. Sie wird unten beschrieben.

Der schwarze Winterrettich (Raphanas sativus var. Niger) ist ein wirklich interessantes Gemüse, welches sich hervorragend für den Herbstanbau eignet. Abgesehen von der Möglichkeit, daraus selber Hustensaft herzustellen, sind leider relativ wenige Zubereitungsarten bekannt obwohl er viel Vitamin C, B1, B2, Eisen und Calcium enthält. Roh lässt er sich zu Salat verarbeiten, gekocht erinnert sein Geschmack an den der Rübe. Für Kaninchenfutter ist er in allen Teilen verwendbar.