Wurzelgemüse und Zwiebelgemüse

Wer einmal den Wert der Mairübchen für die Küche erkannt hat, der wird das Gemüse sicher auch selber im Garten anbauen wollen. Die Mairübe ist eine Varietät der Speiserübe, welche vor Einführung der Kartoffel einmal ein wichtiges Hauptnahrungsmittel in Mitteleuropa war. Das Besondere der hier vorgestellten Form ist die sehr kurze Kulturzeit zwischen Aussaat und Ernte. Eine weitere Besonderheit ist, dass sie ganzjährig angebaut werden kann, was zum Beispiel mit den Herbstrüben nicht möglich ist. Der Wermutstropfen bei dem Anbauvorhaben ist jedoch, dass die Kultur oft von Schädlingen heimgesucht wird. Was ist also zu tun?

27.6.2022, Fachbeitrag von Thomas Jacob
—
Das Lauchgemüse, um welches es hier gehen soll, ist der sogenannte Riesen- oder Elefantenknoblauch. Er hat die Eigenart, dass er tatsächlich größere Zwiebeln und "Zehen" ausbildet als der gewöhnliche Knoblauch. Abgesehen davon, dass man sein Aroma sehr verschieden einschätzt [1], liegt der Umstand zu Grunde, dass es sich bei dem Riesengemüse gar nicht um Knoblauch handelt, sondern um eine Varietät des Lauchs (Porree). Ob uns das wiederum die Möglichkeit eröffnet, nicht nur die Zwiebeln sondern auch das Blattwerk zu ernten (Schnittporree), wird in diesem Beitrag durchaus ein Thema sein, denn dann hätten wir besonders für den Selbstversorger ein sehr nützliches Universalgemüse.

Schalotten sind bei den Gourmetköchen sehr beliebt, weil sie angeblich ein besseres Aroma aufweisen, als die Küchenzwiebeln. Wir wollen den Kulinaren diesen Glauben belassen und uns lieber mit dem Anbau derselben beschäftigen. Dem ambitionierten Kleingärtner und Selbstversorger wird dieses Thema sicher sehr interessieren, denn Schalotten selber zu pflanzen ist tatsächlich die Alternative, weil es beim Eigenanbau kaum möglich ist Steckzwiebeln für die Gemüsezwiebelkultur zu ziehen. Letztere können wir zwar durch Aussaat selber produzieren, doch wenn ihnen über die Wintermonate nicht eine spezielle Wärmebehandlung zuteil wird, schießen viele der gepflanzten Steckzwiebeln dann im zweiten Jahr nur in den Samen. Bei der hier vorgestellten Art ist das nicht der Fall und die Herangehensweise ganz anders.

In den russischen Selbstversorgergärten ist der Altai-Lauch eine allbekannte Lauchzwiebel, dessen Lauchblätter reichlich in der Küche Verwendung finden. Bei uns, wo man gewohnt ist die Zwiebeln eher im Supermarkt zu kaufen, kennt man das Gemüse kaum. Für die Vermarktung eignet sich der Altai-Lauch sicher weniger, doch für die Selbstversorgung ist er äußerst wertvoll, denn man baut und nutzt ihn ähnlich und unkompliziert, wie Schnittlauch. Hat man erst einmal einen Grundstock von diesem Zwiebelgewächs, dann vermehrt man es durch ständige Teilung und pflanzt ein Beet mit dieser winterharten Staude, welches dann fast ganzjährig zu beernten ist.

Die Haferwurzel (Tragopogon porrifolius), auch Purpur-Bocksbart genannt, ist ein uraltes Wurzelgemüse und bereits in der Antike im römischen Weltreich angebaut. Noch im 19. Jahrhundert war es bei uns in den Gärten beliebt, doch dann im 20. Jahrhundert nach und nach von der Schwarzwurzel verdrängt. Letztere bringt eindeutig höhere Erträge, doch früher hatte man nur Sorten für den zweijährigen Anbau derselben. Schwarzwurzelsorten für die einjährige Kultur machten dann der Haferwurzel fast den Garaus, dann das war bis dahin immer noch der Vorteil des Purpur-Bocksbarts gegenüber seiner Konkurrenz. Heute wird das Wurzelgemüse wieder beliebter, jedenfalls dort, wo man Gemüsevielfalt proklamiert.