Die Frage nach den wichtigsten Polsterstauden, die wir im Garten verwenden können ist vor allem die Frage nach den langlebigen Kissenstauden, beziehungsweise nach den Arten und Sorten, welche lange ihre kissenartigen Formen behalten, nicht von innen her kahl werden und möglichst auch jedes Jahr sicher blühen. Eben diese Stauden sind hier zusammengefasst, wobei jede einzelne Art immer noch einmal einige Besonderheiten in Bezug auf Wuchsform und Verwendung aufweist. Um bunte, aber relativ gleichförmige Pflanzungen zu bekommen, was von manchem Gartenfreund explizit gewünscht ist, hat man mitunter nur die Chance, wenn sehr wenige Arten jedoch in großer Sortenvielfalt gepflanzt werden.
Polsterstauden können in der Gartengestaltung sehr vielseitig eingesetzt werden. Zuerst denkt man da an Steingärten, doch das Einsatzgebiet ist weitausvielfältiger, wie zum Beispiel hier im Foto, wo sie als Unterpflanzung für einen Staketenzaun in einer Schrebergartenanlage genutzt werden. Beliebt sind die bunt blühenden Staudenkissen auch für die Bepflanzung von Gräbern, wo sie als Dauerbepflanzungen oder als blühende Bodendecker ihren Dienst tun.
Ein drittes Einsatzgebiet sind Trockenmauern, wo sie als Mauerbepflanzung ihren Platz finden und mit ihren Wurzeln das Trockenmauerwerk zusammenhalten, beziehungsweise als eine Art Mauerabdeckung fungieren und das Bauwerk von oben her trocken halten, indem sie Regengüsse schwammartig aufnehmen und das Wasser nicht nach unten durchlassen. Eine vierte Variante Polsterstauden zu pflanzen, ist in Gartenwege begleitende Frühlings-Staudenrabatten aufzunehmen, wo sie vor allem mit früh blühenden Zwiebelgewächsen kombiniert werden können und deren Bühnenauftritt als Rahmen und Kulisse begleiten.
Für den Steingarten
Am besten sind die Posterstauen natürlich für den Steingarten geeignet. Solch ein Alpinum bildet eine in Schönheit gesteigerte Vegetationszone ab, in der kaum noch Waldbiotope fortkommen und wo diese im Gebirge durch niedrige Gräser und Stauden Ablösung finden. So lassen sich speziell mit moosartigen Pflanzenpolstern und schroffem Gestein im Steingarten kontrastreiche Gebirgsszenen nachbilden. Eine Sonderform der Gestaltung mit moosartigen Steingartenpflanzen sind sogenannte Moosgärten, welche die Japaner erfunden haben. In diesem Flair lassen sich auch Motive in schattigen Passagen gestalten und unsere Kissenstauden sind dort der Ersatz für die Moospflanzen. Wenn wir daheim in unserem Hausgarten ein Alpinum anlegen wollen, haben wir jedoch auch noch ganz andere Kriterien, die uns interessieren, wie zum Beispiel dir Frage, welche Polsterstauden immergrün sind, damit die Anlage auch im Winter ansprechend ist.
Immergrüne Polsterstauden und Steingartenpflanzen
Eine empfehlenswerte kissenförmige Staude, welche auch in der kalten und trüben Jahreszeit eine gesunde grüne Farbe besitzt, ist:
1. Die Schleifenblume (Iberis sempervierns)
Der Name sempervierens = immergrünend sagt es bereits. Diese flachen Stauden haben ein kräftig grünes Laub, welches auch im Winter nicht an Farbe verliert. Es sind robuste Stauden, die über 20 Jahre lang am gleichen Standort verbleiben können. Je nach Sorte bilden sie große Polster von einem Meter Durchmesser und 40 cm Höhe bis zu Zwergformen, die um einiges kleiner bleiben. Das sind Sorten, wie 'Little Queen', 'Zwergschneeflocke' oder 'Weißer Zwerg'.
Hin und wieder können wir diese Stauden zurückschneiden, was deren Kissenform noch kompakter macht. Die Schleifenblumen blühen im April und bilden dabei schneeweiße Blütenteppiche.
2. Weitere Immergrüne
Weitere Immergrüne Kissen bildende Steingartenpflanzen, die nur stichpunktartig genannt werden sollen, sind:
- Arabis x arendsii 'Hedi' – Rosa Gänsekresse
- Armeria maritima – Strand-Grasnelke, bzw. alle Armeria-Arten (So-XXL)
- Azorella trifurcata - Andenpolster
- Aubrieta Hybride in Sorten - das Blaukissen - die klassische Polsterstaude schlechthin, doch das Grün ist im Winter eher etwas mattgrün (So-XXL)
- Campanula portenschlagiana Dalmatiner Polster-Glockenblume
- Delosperma-Arten flach wachsend Mittagsblume (So-XXL)
- Draba aizoides - Hungerblümchen und Draba bruniifolia Olymp-Felsenblümchen
- Paronychia kapela ssp. serpyllifolia - Thymianblättrige Mauermiere (So-XXL)
- Saxifraga arendsii Moos-Steinbrech (So)
- Sedum-Posterstauden (So)
- Thymus serpyllum Sand-Thymian (So-XXL)
Mit der oben stehenden Liste ist bereits der größte Teil an wichtigen Polsterstauden benannt und wir wollen uns in Bezug auf bestimmte Eingenschaften unten noch mit der einen oder anderen Staude näher beschäftigen.
Standort volle Sonne (So-XXL)
Auf dieser Seite sind alle Polsterstauden, welche extrem sonnige Standorte mögen und vertragen mit der Klammer und Abkürzung (So-XXL) gekennzeichnet. Bekannt ist, dass viele der Sedumarten, welche auch für Dachbegrünungen genommen werden, Vollsonne vertagen. Weniger bekannt ist jedoch die interessante Polsterestaude Paronychia kapela ssp. serpyllifolia, zu deutsch die Thymianblättrige Mauermiere (Thymianblättriges Nagelkraut). Sie bildet wirklich schöne rundliche Pflanzenpolster und ist absolut zählebig und kommt ohne gießen aus. Sie blüht silbrig weiß zu einer Zeit, wo andere Kissenstauden bereits verblüht sind im Mai/Juni. Für nährstoffarme und sehr trockene Böden in voller Sonne gibt es aber noch eine weitere Alternative. Das sind die flach wachsenden Delosperma-Arten, wie Delosperma alpinum, Delosperma basuticum Tabana, Delosperma cooperi usw.
Sie sind oft den letzten Versuch wert, wenn sonst gar nichts mehr wächst. Sie belohnen den Mutigen mit herrlichsten gelben, violetten, roten und orangen Blüten und besitzen für Sammler botanischer Besonderheiten ein gewisses Suchtpotential.
Weiße Steingartenpflanzen
Die zuletzt beschriebene Gruppe der niedrigen Mittagsblumen punktet auf jeden Fall mit der Farbeinvielfalt ihrer Blüten. Ebenso die Sorten der Aubrieta-Hybriden und die Saxifraga arendsii Sorten. Doch manche Gartenfreunde wünschen sich in der Beziehung, was die Farbigkeit betrifft, etwas mehr Zurückhaltung. Weiße Blütengärten sind immer wieder mal ein Trend und haben, wenn sie gut angelegt sind, durchaus etwas geheimnisvollen und Märchenhaftes. Elfen und Feen sind hier das Stichwort und sind als Kleinplastiken wiederum ein Sammelobjekt für manche Gartenbesitzerin. Was die weiß blühenden Polsterstauden betrifft, so wurde oben bereits die Schleifenblume und die Thymianblättrige Mauermiere erwähnt. Hinzu kommt die Feststellung, dass es von fast allen farbig blühenden Polsterstauden fast immer auch eine weiße Sortenvariante gibt. Meist besitzen sie den Zunamen 'Alba'. Bei den schon öfters erwähnten, sehr beliebten Aubrieta-Hybriden und Saxifraga arendsii Sorten ist das klarerweise der Fall.
Weiß blühende Blumen, Stauden und Gehölze werden in der Regel auch immer dort gern gepflanzt, wo man schattige und halbschattige oder aus anderen Gründen düstere Standorte vorfindet. Für diese Standorte ist die Campanula portenschlagiana Dalmatiner-Glockenblume ein absolutes Muss. Nicht nur, weil diese sich breit ausbreitende Staude Sonne, wie düsteren Halbschatten verträgt, sondern weil sie ein echter Dauerblüher ist. Der reiche Glockenblümchenflor erscheint mit kleineren Aussetzern von Ende Mai bis Anfang November! Man verwechsle sie aber nicht mit der namensähnlichen Campanula poscharskyana oder Campanula garganica. Beide mögen zwar auch polsterbildend sein, doch die Blühqualitäten, wie die Dalmatiner-Glockenblume. Campanula portenschlagiana 'Alba' gibt es tatsächlich auch als Sorte, doch ist sie schwer erhältlich.
Weiß und Silbrig: Hornkraut für Steingärten
Cerastium tomentosum + C. biebersteinii. Das Hornkraut sehr augenscheinlich, wenn es im Frühling blüht – es fällt durch sein silbriges Laub auf und diese Wirkung verstärkt sich durch die weiße Blüte im Mai/Juni.
Der Staudenkenner Karl Foerster empfiehlt das Hornkraut möglichst nur da anzupflanzen, wo es etwa an Mauern herunterhängen kann – oder man nehme die zierlichere Art: Cerastium tomentosum var. columnare. Doch auch hier ist der Rat des Gärtners (Foerster) anzunehmen: Das Italienische Zwerghornkraut ist nach dessen Meinung das Edelste seiner Art, dicht, niedrig, mit schneeweißen Blütenmassen auf Silberpolstern, "die uns so lange gefallen, bis sie ihren Unfug anstellen und ihre Nachbarn bedrängen". Im Steingarten können aber geschickt eingefügte, dieser Polster, selber wie Gesteine wirken.
Farbenvielfalt
Am Ende sollen noch die drei wirklich klassische Posterstauden vorgestellt werden. Diese sind traditionell schon immer als solche im Handel und über die vielen Jahrzehnte sind sehr sehr viele schöne Sorten von diesen im Angebot:
1. Aubrieta-Hybriden Blaukissen
Die verschiedenen Sorten dieser bekannten Steingartenpflanzen blühen von Ende April, bis Ende Mai in den Farben: Weiß, Helllila bis Karminrot. Der Tipp vom Super-STaudengärtner Karl Foerster zu dieser Gruppe ist, dass breitflächige Pflanzungen nur wenige Jahre blühen. Man muss diese, wie bei den Veilchen, vereinzelt pflanzen. "Wundervoll ist das Farbspiel, wenn schräge Sonne in den Polstern liegt und hineinfallende Schatten unglaubliche Farbtönungen herausholen", meist K. Foerster.
Auf mageren Trockenmauern oder im Alpinum können die Blaukissen allerdings recht alt werden – ist der Boden nahrhafter (etwa bei der Verwendung als Einfassung für Blumenbeete), dann wird man diese schon nach fünf bis sechs Jahren erneuern müssen. Aubrieta-Stauden lassen sich nur schwer selber vermehren, also kaufe sie besser beim Gärtner – zum Beispiel online.
2. Saxifraga-Arendsii Hybriden Immergrüner Moossteinbrech
Der Moos-Steinbrech mag keine volle Sonne – absonnige Gartenplätze sind die besten Standorte für ihn. Das Farbenspiel der Blüten (Mai/Juni) geht von Rot bis Weiß in verschiedenen Farbnuancen. Saxifraga-Arendsii Hybriden sind ideale Steingartenpflanzen. Die robusteste Moossteinbrech-Sorte (und die am längsten blühende Sorte) ist nach den Erfahrungen des Autors die weiße Sorte 'Schneeteppich'. Dies ist übrigens auch die einzige Sorte, die für Gräber empfehlenswert ist, denn die meisten Sorten des Moossteinbrech blühen nur kurze Zeit und sehen nach der Blüte unschön aus. Saxifraga bronchialis ist der Flachmoossteinbrech, er hat ebenfalls weiße Blüten und ist moosartiger, als die Hybriden. Saxifraga var. egemmulosa, ist ebenfalls ein schöner flacher Moossteinbrech mit weißen Blüten und hat zudem noch eine auffällige, rötliche Färbung des Laubes im Winter. Die moosartigen Saxifraga-Formen wünschen einen humusreichen Boden. Ein gelegentliches düngen ist vorteilhaft. Übrigens: wenn auf einem Standort der Moossteinbrech einfach nicht richtig loswachsen will, dann nützt auch der "grüne Daumen" nichts – wo er nicht wachsen will, da wächst er nicht.
3. Phlox subulata Polsterphlox
Diese Blüten-Polster blühen im April und Mai je nach Sorte in verschiedenen Farben. Die Kissenpolster des Polsterphlox sind sehr dauerhaft – was weniger bekannt ist: die Triebe alter Pflanzen können ordentlich zurückgeschnitten werden.
Die Art wächst auf jedem Gartenboden gut und auch karge Sandböden machen ihm nichts aus. Die Art ist nicht sonderlich wintergrün.
Weitere interessante Arten von Polsterpflanzen
1. Dianthus gratianopolitanus, Polsternelke
Die Polsternelke (oder Pfingstnelke) ist häufig in unseren Gärten zu finden – die meisten Sorten blühen rosa, hellpurpur, seltener weiß – die Blütezeit ist Mai/Juni. Die Polster der Art sehen jedoch durch ihr stahlblaues Laub das ganze Jahr über interessant aus. In der Natur wachsen die Polsternelken auf felsigen Klüften und Mauerfugen oder in lockeren Nadelwäldern, auf Kalk- oder Sandboden. Interessanterweise ist für den Blütenflor der Nelkenart das Wetter des vorangegangenen Jahres maßgebend – war das Jahr warm und trocken, dann blühen die Polster überreich - war das Jahr kühl und nass, dann fällt die Blüte etwas bescheidener aus.
2. Gipskraut, Teppich-Schleierkraut - die Neuentdeckung
In früheren Jahren war Schleierkraut nie unter die Polsterstauden gezählt worden, doch mittlerweile gibt es Sorten einer Teppich bildenden Form. Es ist dies Gypsophila repens, mit den deutschen Namen: Kriechendes Schleierkraut, Teppich-Schleierkraut oder Gipskraut. Es sind alles weitgehend flache, zwergwüchsige Züchtungen. Wundervolle rosa Sorten sind: 'Rosea' und etwas heller in rosa, die gefüllte Sorte 'Rosenschleier'. Gypsophila repens ist die weiße Form und ein Dauerblüher (mit kleiner Blühpause) vom Juni bis in den Spätherbst hinein!
Die rosa Sorten blühen Juni bis August. Botanisch richtig ist jedoch der Begriff Gypsophila x Repens-Hybride (Gypsophila repens x Gypsophila stevenii).