Man mag nicht glauben, wie viele Möglichkeiten es gibt, Steingärten zu gestalten und auf welche Feinheiten dabei zu achten sind. Möchte man beispielsweise Geröllabhänge anlegen, muss man besonderes Augenmerk auf die Bewässerung legen, denn das Wasser fließt an den Schrägen schnell ab und die Pflanzen können trotz Gießens vertrocknen.
So sollte man an schrägen Partien der Steingartenanlage kleine Terrassierungen vornehmen oder Senken einfügen, in denen sich das Regenwasser sammelt und nicht so schnell abfließt. Wer Schichtgestein verwendet und die Steingartenpflanzen in den Ritzen und Fugen der Steinplatten wachsen lassen möchte, der kann statt der horizontalen Schichtung, wie sie bei Trockenmauern üblich ist, vertikale Schichtungen schaffen. Wird das Steinmaterial für hochkant geschichtet, so dringt das Regenwasser leicht in diese Fugen ein und fließt nicht ungenutzt davon.
Doch neben der besseren Möglichkeit, Wasser aufzunehmen entsteht im Steingarten mit den Schichtsteinen eine interessante Struktur, die vor allem für kleinere Steingärten geeignet ist. Außerdem bilden die versetzen Schichtplatten schöne Hintergründe für blühende Steingartenpflanzen oder zarte Gräser. Die hier beigefügten Bilder sprechen für sich und sollen als Gestaltungsbeispiele genügen. Es bleibt nur noch zu erwähnen, dass man für solch eine Steingartenanlage reichlich geeignetes Steinmaterial benötigt. Mit wenigen, einzelnen verwendeten Steinen würden nicht diese felsmassivartigen, natürlichen Wirkungen entstehen.
Noch ein Gestaltungs-Tipp: Bei allem Verständnis für eine naturnahe Gartengestaltung ist es so, dass solche Anlage eine gewisse Größe benötigen, damit die Natürlichkeit überhaupt zur Wirkung kommt. Im Hausgarten fehlt dieser Raum oftmals. Das ist aber kein Problem, denn im fernöstlichen Raum – namentlich in Japan – sind Lösungen für dieses Problem gefunden worden. Und zwar sollte man im Garten neben einer naturnahen Gestaltung möglichst ein architektonisches Element stellen. Das kann im Hintergrund eine Mauer oder ein Sichtschutzelement, eine japanische Steinlaterne, eine Plastik oder auch nur eine klar strukturierte Einfassung der Steintreppenanlage sein. Prinzipiell verstärken Kontraste den optischen Spannungsbogen. Genannt war der Gegenansatz von Natur und Architektur, doch wir können für unsere Steingartenanlage einerseits düsteres, schroffes Gestein wählen und andererseits sanfte, freundliche moosartige Stauden hinzufügen. Das Ergebnis wäre dann ein romanisches Moos-Gärtchen. [TJ.10.9] I
Bildbeispiele: Steingarten im ega-park Erfurt (dunkles Gestein) und Felsspaltengarten im Botanischen Garten in Hof (heller Kalkstein).