Gräsergarten Gestaltung1) Dieser Gartenteil ist eng, doch durch die Pflanzung nicht beengt.
1) Dieser Gartenteil ist eng, doch durch die Pflanzung nicht beengt.

Ziergräser bieten ein so großen Gestaltungsspielraum, dass man nicht nur große sondern auch verhältnismäßig kleine Gärten damit bepflanzen kann. Besonders in kleinen und engen Hausgärten (Reihenhaus) habe diese optisch leichten Gewächse die Eigenschaft, den Raum gefühlt zu vergrößern. Auch eine dichte Bepflanzung beengt das zu gestaltende Areal nicht, wie das Bild 1) gut dokumentiert, was mit anderen Pflanzenarten wie beisielsweise Koniferen und Sträucher durchaus der Fall sein kann.

Wichtige Vorüberlegungen

Bei der Planung einer Gräserrabatte oder größeren Anlage sollte man von vornherein wissen, dass sich deren volle Schönheit erst ab den Sommermonaten entfaltet.

2) Dieser Gräsergarten im egapark Erfurt wirkt durch den Kontrast leichter, transparenter Pflanzen und dunkler Koniferen. Die alte, dunkle Bergkiefer rechts bildet einen guten Gegensatz zum hellen, heiteren Chinaschilf links.

Der Spätsommer und Herbst ist dann die Hohe Zeit der filigranen Pflanzenkunstwerke, welche später im Winter, besonders bei Reif und Zuckerschnee, noch einmal zu künstlerischer Höchstform auflaufen und dem Garten einen Nachklang des Sommers verleihen. Das setzt aber voraus, dass man die Horste erst im Frühjahr zurückschneidet. Die meisten Graswedel bleiben auch über die Wintermonate stabil und zierend.
Eine Ausnahme von den eben genannten Eigenschaften der Ziergräser bildet Pampasgras, weil diese Art Winterschutz bekommen muss. Da ist dann abzuwägen, ob eher die spätsommerliche Schaustellung der pompösen Wedel (mit der Anschlussverwendung in der Vase) gewünscht ist, dafür aber auf den besonderen winterlichen Anblick verzichtet wird. Schöne Wedel bildet auch das Chinaschilf in seinen verschiedenen Arten. Dieses wird auch Elefantengras genannten, bietet im Winter ein wunderbaren Blickfang, eignet sich aber nicht gut als Trockenstrauß in der Vase.

Massenwirkung von Gräsern3) Die Graswedel sprechen auf jeden Windzug an und bringen Bewegung in die Gartengestaltung. An diesem Beispiel zeigt sich zudem, wie die Massenwirkung weniger Arten ein besonderes Flair erzeugt.

Auch Bambus gehört zu den Gräsern. Und da er zusätzlich zu den bereits beschriebenen gestalterischen Eigenschaften für Sichtschutz und die Bildung von Gartenräumen geeignet ist, soll er hier besondere Erwähnung finden. Er engt selbst kleine Areale optisch nicht ein, wirkt immer heiter, wie das Bild 4) gut dokumentiert, und ist sogar wintergrün (immegrün). Wichtig allerdings ist, dass für diesen Zweck nur Gartenbambus-Sorten (winterhart), die nicht wuchern, infrage kommen. Es gibt sie in Größen von Hüft- bis Übermannshöhe in Baumschulen und Staudengärtnereien zu kaufen.
Übrigens vertrete ich die Auffassung, dass in einem Garten nicht ständig etwas blühen muss. Dagegen werden Massenblüten einer oder auch mehrer zugleich blühender Zierpflanzenarten – das können sowohl Sommerblumen, Gehölze, Stauden als auch Gräser sein – immer einen ganz besonderen Effekt erzielen, der mit einzelnen Exemplaren nie erreicht werden kann. Mit Winterblühern beispielsweise setzt man hingegen ganz gezielte Akzente, die im tristen Grau der kalten Jahreszeit ihre Wirkung nicht verfehlen werden. Das bedingt allerdings, dass sie nicht in einer entlegenen Gartenecke, sondern möglichst nahe am Hauseingang oder an der Grundstücksgrenze zu belebten Straßen stehen.

Das Pflanzenmaterial

Die Arten der Gräser habe ich auf separaten Seiten beschrieben und nach ihrer Höhe gelistet. Hier findest du die entsprechenden Links dazu, ebenso den Link zu den geeigneten Bambusarten (allerdings bereits oben im Text). Unter den niedrigen Ziergräsern sollen die Arten, welche durch einen büscheligen Horst wirken (vor allem Blauschwingelarten), besondere Erwähnung finden. Andere wieder bilden regelrechte Pflanzenteppiche, wie beispielsweise die Waldmarbel, und ähneln damit schon eher den bodendeckenden Stauden.
Die Gruppe der mittelhohen Arten ist sehr formenreich, und so finden sich darin neben den sonnenliebenden Pflanzencharakteren auch einige für Schattenstandorte, wie z.B. das Japanische Waldgras.

Bambus vor roter Sichtschutzwand4) Der Bambus vor der roten Sichtschutzwand in einer gelungenen und pfiffigen Kontrastwirkung.

Natürlich sollten wir auch andere Pflanzenarten in das Gestaltungskonzept einbinden. Im Bild 1) ist es die Idee, dem heiteren Pflanzencharakter der Grasarten düstere Koniferen entgegenzusetzen. Überhaupt sind meine Empfehlungen immer derart, dass wir mehr oder weniger scharfe Kontrastwirkungen in jede Gartengestaltung einbauen sollten, um diese nicht zu eintönig werden zu lassen.

Stauden und Gräser5) Hier wird die karge Graslandschaft durch die Blüten der Aster sedifolius nanus belebt. Die Passage ist lediglich mit zwei Zierpflanzenarten besetzt worden, was oft eindrücklicher wirkt, als ein Zuviel an verschiedenen Gewächsen.

Neben Koniferen bieten besonders Stauden, und unter diesen die trockenheitsliebenden Präriestauden, siehe Bild 5) eine Fundgrube an verwendbarem Pflanzenmaterial. Mit dem Stichwort der Präriestauden ist zugleich auch die Idee für ein Gestaltungsthema gegeben. Und in diesem Zusammenhang will ich unbdingt auf das in der Prärie heimische (etwa 60 Zentimeter hoch werdende) Tautropfengras (Sporobolus heterolepis) hinweisen, welches zugleich zu den Duftpflanzen zählt. Die Sorte 'Duftwolke' ist eine Auslese mit besonders intensivem Geruch und einem fruchtigen Bukett.

Weiter Gestaltungstipps

Der Gräsergarten mit seinen Rabatten ist vom Wesen her als ein Betrachtungsgarten gedacht, beispielsweise als schöner Ausblick von der Wohnterrasse in ein stilisiertes Landschaftspanorama hinein. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass der Hausgarten weniger ein Betrachtungsobjekt sein sollte und mehr ein Wohnplatz in der Natur. Das Grundstück um unser Haus sollten wir nicht nur als Dekoration für Gebäude und Terrasse betrachten, sondern auch als vielerlei nutzbaren Wohnraum im Grünen, idealerweise aufgeteilt in mehrere Gartenzimmer, welche mit Pflanzen als Rahmen umgeben sind, wie es Bild 6) schön verdeutlicht. Wir können und sollten uns draußen also regelrechte grüne Wohnzimmer schaffen, wo Hecken, hohe Stauden oder auch Sichtschutzelemente die nötige Raumwirkung und Intimität bewirken. Wenn wir bei diesem Bild bleiben, so fungieren in diesem Gartenkabinett dann die Gräser als Gardinen oder schmückende Vorhänge des Salons.

Rasen und Gräser6) Zierpflanzen als Rahmen einer Rasenfläche verstärken die Raumwirkung des Gartens.

Dem aufmerksamen Bertrachter der Bilder, ganz besonders 4) und 7), auf dieser Seite wird nicht entgangen sein, dass die Ziergräser erst so richtig zur Geltung kommen, wenn sie vor einem optisch ruhigen Hintergrund stehen und sich von diesem abheben. In Vorgärten übernimmt diese Funktion meist die Hausfassade. Aus diesem Grund haben Gräser dort immer eine besonders gute Wirkung und sind für schmale Vorgärten bestens geeignet. Schauen wir jedoch von der Terrasse in den Garten hinein, so sind tatsächlich Mauern, Hecken oder Sichtschutzelemente als Hintergrund ideal, und wir können damit sogar noch aus der Not eine Tugend machen. Denn wuchtige Mauern und ähnliche Bauwerke wirken leichter, wenn davor Graswedel wachsen, oder wenn sie mit Kletterrosen berankt sind. Beide Pflanzenarten ergänzen sich zudem optisch sehr gut, und mit den Rosen können wir noch etwas Farbe in das Gartengemälde tupfen. Eine besonders pfiffige Idee ist im Bild 7) zu sehen, wo ein Terrassensichtschutz aus Mattglas beidseitig mit Gräsern bepflanzt wurde. Der natürliche Schattenwurf und evtl. in der Nacht eine dezente Beleuchtung zaubern zarte Schattenmuster auf die gläserne Sichtschutzwand.

Gräser vor Sichtschutzwand aus Milchglas7) Gräser vor und hinter einer Sichtschutzwand aus Milchglas (Plexiglas).

Zwar am Ende doch nicht zuletzt sei daran erinnert, dass die Bepflanzung an, in und um Teichanlagen häufig mit Schilf und ähnlichen Arten ausgeführt werden. Viele der Pflanzen, die wir dafür verwenden sind Grasarten. Somit muss ein Gräsergarten nicht zwingend aus Rabatten und Rasen bestehen. Wer ein solches Teichprojekt umsetzen will, der kann den Wassergarten auch zusätzlich nutzen und in den Wohngarten integrieren, indem der Weiher nutzbringend als Schwimmteich gebaut wird, wie im Bild 8) zu sehen.

Teichbepflanzung Gras und Schilf8) Die Bepflanzung fungiert als Rahmen für die Wasserfläche.

Wenn Schilf und Gras gestalterisch so zum Einsatz kommen, dass sie nicht nur nahe an der Wasserfläche, sondern auch in der gesamten Gartenanlage zu finden sind, verbinden sich die einzelnen grünene Räume harmonisch miteinander.