Heidegarten AnlageRelativ wenige Pflanzenarten bestimmen das Flair.
Relativ wenige Pflanzenarten bestimmen das Flair.

Grundlegend darfst du bei der Gestaltung einer Heidegartenanlage nicht den Fehler machen, einfach nur eine Landschaft im Kleinen nachzubilden. Dies geht nur, wenn du wirklich viel Platz hast und dein Grundstück quasi nahtlos in die Heide übergehen würde. Je kleiner die Fläche, die man gestaltet, um so schwieriger wird es, eine Naturlandschaft nachzugestalten. Denn die schöpft ihre malerische Wirkung nur aus ihrer Großzügigkeit.

Die einzige Möglichkeit, in einem kleinen Garten die Heidelandschaft naturnah zu modifizieren ist, architektonische Fixpunkte zu schaffen. Ich denke dabei an ein stilgerechtes Gartenhaus (z. B. Grillpavillon, an eine Gartensauna, an Holzbrücken und Holzbohlenwege.

gestalteter HeidegartenHeidegärten ist zuerst Gärten des Sommers, Spätsommers und des Herbstes - und ein wenig mag hier Melancholie ein Unterthema sein.

Selbst ein schöner Sitzplatz mit einer Bank als Blickziel macht, dass die Anlage optisch nicht auseinanderfällt.

Heidegarten Foto von Antje Lindert Rottke, fotoliaB.) Runde, konkave Formen als formaler Kontrast zu ''formlosen'' Heide.Immer wenn du gezwungen bist, eine Naturlandschaft verkleinert darzustellen, und in den meisten Gärten ist das der Fall, rettet dich solch architektonischer Blickpunkt. So z.B. die Gartensauna am Teich, der ansonsten wegen zu geringer Größe nie wie ein natürlicher Teich aussehen würde. Das Saunahäuschen kann solche unverhältnismäßigen Proportionen retten und Naturnähe herstellen. Wer sich jetzt fragt, warum ausgerechnet Architektur dazu beiträgt, Gartenanlagen natürlicher aussehen und wirken zu lassen, der schaue sich bei den alten chinesischen Gartengestaltern ab, wie sie es zuwege brachten, Natur im verkleinerten Maßstab darzustellen, ohne dass dies kitschig wirkt. Sie stellten der Natur immer die Architektur als harten Kontrast gegenüber. Warum machen wir es nicht ebenso?

Gestalterische Kontraste schaffen

Jede Gartengestaltung lebt von der Darstellung der Gegensätzlichkeiten. Wenn du mal eine langweilige Garten- oder Parkanlage vor dir hast, dann wurden in den meisten Fällen diese Gestaltungsregeln missachtet. Eine Variante solcher Gegensätzlichkeiten ist im Bild B zu sehen. Mit sogenannten Wallhecken und entsprechenden Blumenpflanzungenen bringt man "Form" in die quasi formlose Umgebung. Konvexe Formen ziehen den Blick des Beobachters an. Das Auge benötigt unbedingt solche Fixpunkte, um sich zu sammeln. Das Thema dieses Gegensatzpaares im gestalterischen Kontrast wäre hierzu "Auflösung und Konzentration".

Heidebepflanzung Erica carneaFarbkontraste: Verschiedene Heidekraut-Arten und Sorten im September

Eine andere Variante hat das Thema "horizontal zu vertikal", wie im Bild A zu sehen. Der Heidegarten lebt vom Kontrast horizontaler und vertikaler Linien. Die ebene Heidefläche mit aufrecht wachsenden Wacholderbüschen bildet das Grundmotiv. Im Garten verwendet man dafür vorwiegend die Schneeheide (Flächenbegrüner) und den Irischen Säulenwacholder.

Heidepflanzen

Zum überwiegenden Teil werden Heidegärten mit für sie typischen Zierpflanzen bestückt, die in wilder Form auch in der Natur vorkommen. Das sind Heidekraut (Besenheide, Calluna-Arten) und Schneeheide (Erica carnea). Weiterhin gehören die urigen Säulenwacholder dazu, welche besonders im Winter wie moderne Skulpturen wirken, wenn der Garten nicht mehr mit so vielen Farben aufwarten kann. Neben diesen typischen Heidepflanzen kommen im Garten natürlich noch weitere Arten hinzu, welche in ihrer Physiognomie zum Stil der Anlage hinzupassen. Diese sind am Ende auch noch genannt.

Die Schneeheide ist der empfohlene Hauptbodendecker. Mein Vorschlag ist der, größere Flächen damit begrünen und auflockernd dann durch kleine Beete mit dem sommerblühendem Heidekraut (Besenheide, Calluna) aufzulockern. Die im Winter blühende Schneeheide kennt sicher jeder. Sie ist in der Fläche wüchsiger als die das Heidekraut und auch etwas frostunempfindlicher. Schneeheide wächst auch auf normalen Gartenböden, und so braucht der Boden für den Heidegarten nicht mit Torf aufgearbeitet zu werden. Sie sollte aber jedes Jahr sofort nach der Blüte zurückgeschnitten werden, damit sie nicht überaltert.

Heidepflanzen Das sind fast alles winterharte Calluna-Sorten, vorn rechts eine Kissenaster, eine blaue Aster-Dumosus-Hybride oder Aster novae-belgii. Wenn man sie in solchen beetartigen Abschnitten pflanzt, dann kann hin und wieder ein solches Einzelfeld leicht ersetzt werden (z.B. bei Frostschaden).

Weiteres zum Bild: Im Hintergrund sind noch blaue Blüten zu sehen, welche von Bartblumen (Caryopteris clandonensis). Hier ist es die Sorte 'Kew Blue', ein klein bleibender Zierstrauch, der maximal um die 1 m hoch wird. Die Besonderheit der Bartblume ist die späte blaue Blüte, die in die Blütezeit der Heidekräuter fällt und schöne Farbkontraste bildet. Bodenansprüche: kalkliebend und normaler Gartenboden.

Weitere Heidepflanzen sind das Schattenglöckchen (Piris japonica) und die Lavendelheide (Piris japonica). Beide sind wunderschöne, immergrüne Kleinsträucher, die ebenfalls, nährstoffarme Heideböden lieben. Auch Ginstersorten (Cytisus x praecox Hybriden) sind geeignete Pflanzen. Alle Ginsterarten mögen vollsonnige, sandig-humose, tiefgründige Böden, die keinesfalls gedüngt werden dürfen. Allerdings wächst auf sauen Böden nur der recht hohe Besenginster (Cytisus scoparius) - von den vielen schönen und kleineren Gartensorten sind nur die Praecox-Hybriden auf normalen und leicht sauren Böden brauchbar. Die anderen Arten sind kalkliebend. (Hinweis: Lavendelheide und Ginster sind beides giftige Gehölze).

KrüppelkiefernDiese Passage wirkt durch verschiedene Grüntöne.

Auch vereinzelte Strauchrosen können die Anlage aufwerten. Es gibt Rosen, die auf sandigen Böden wachsen, wie etwa die zart duftenden Kartoffelrosen (Rosa rugosa in Sorten). Dort wo der Boden tiefgründig und lehmiger ist, können aber auch die edleren Strauchrosen-Arten gepflanzt werden.

Teich, Schwimmteich oder Whirlpool

Das horizontale, also das liegende Element (als gestalterischer Kontrast zum Vertikalen) kann in einer Heideanlage dadurch verstärkt werden, dass die Fläche eines Teiches in die Gestaltung einbezogen wird. Dazu ist oben schon einmal kurz etwas gesagt. Hinzufügen möchte ich aber noch, dass bei der Darstellung einer weitgehend ebenen Landschaft der Teich eine runde oder ovale Form bekommen muss. Teichanlagen mit starken Einbuchtungen stellen mehr ein Gewässer in einer gebirgigen Felsenlandschaft dar. In einer Ebene hat ein Weiher eine runde oder ovale Form, was ganz einfach dem Bodenprofil geschuldet ist. Diese Gestaltungsart orientiert sich an der Natur. Du kannst den Gartenteich aber auch in klaren architektonischen Formen anlegen z. B. viereckig. Ein gutes Beispiel hierfür ist dieser mit sehr wenigen Mitteln interessant gestalteter Schwimmteich. In kleinen Gärten kann das Teich- und Schwimmteichprojekt realisiert oder ein Outdoor-Whirlpool aufgebaut werden.

Whirlpool im Garten

Finnkota oder Zelt

Diese sogenannten Finnkotas (nordische Gartenhäuser) werden immer beliebter. Für den Heidegarten sind sie in ihrem Stil wirklich passend und sehen aus, als hätten sie schon immer dort gestanden... Das Gartenhaus als Gestaltungselement im Heidegarten erfüllt damit eine wichtige gestalterische Aufgabe. Oben habe ich dies schon ausgeführt und habe auf den Horizontal-Vertikal-Kontrast hingewiesen. In der Formensprache vermittelt er das Gefühl von Ruhe und Einsamkeit. Mit architektonischen Elementen wie einer Finnkota oder einer anderen Hütte aus Holz mit Spitzdach kann zusätzlich ein wenig Spannung erzeugt werden. Die Zeltform weist auf die Anwesenheit des Menschen hin. Denn genaugenommen ist die Heide keine Naturlandschaft, sondern eine, durch die jahrhundertelange Beweidung, vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Der Umstand, dass manche malerische Landschaften oder Gärten zwar Natur, letztlich doch aber das Werk der Menschen sind, macht sie zu jenen erwünschten Traumlandschaften und Traumgärten.

Heidegärten finden sich überwiegend in nördlichen Gefilden, angefangen in Norddeutschland bis nach Skandinavien. Ihr Prägung erhalten sie von den natürlich vorherrschenden Heidelandschaften dieser Regionen. Wer Freund der norwegischen, schwedischen oder finnischen Gärten ist, der findet in diesem Gestaltungsstil eine Grundidee, die er daheim umsetzen kann. Doch was ist es, das diesen Stil prägt? Hier folgen die wichtigsten Tipps für die Anlage eines Heidegartens, wobei ich zunächst noch gar nicht auf die Pflanzen eingehen möchte.

Was prägt den Stil?

Der Gartenstil wird neben den Pflanzen überwiegend durch die Materialien, aus denen Zäune, Bauten, Flächenbeläge oder Möbel angefertigt sind, geprägt. In waldreichen Gebieten des Nordens ist der vorherrschende Baustoff Holz. Heideregionen dagegen werden nur von niedrig wachsenden Gehölzen beherrscht. So kann Holz lediglich in geringem Maß zum Einsatz kommen. Ersatzmaterialien sind Heidekraut, Schilf, Weide und Hasel, die zu Flechtwerk verarbeitet werden. Auch Werkstein ist aufgrund fehlender Gebirge in der Heide kaum vorhanden. Klinkerziegel (Backstein) als Natursteinersatz und Findlinge sind darum typische Werkstoffe. Damit wissen wir schon, welche Materialien wir viel verwenden sollten: Holz (doch nicht in Massen!, siehe unten), Flechtwerk aus Heidekraut, Flechtwerk und Lehm, Findlinge, Backstein, Kieselpflaster. Welche Materialien nicht zum Einsatz kommen sollten sind Steinquader und großformatige Steinplatten als Wege- oder Terrassenbelag.

Findlinge und Mauern

Flache Trockenmauern aus Findlingen oder aus schieferartigem Steinmaterial sind typisch für die Heidelandschaft und passen natürlich in den Heidegarten. Der sogenannte Friesenwall sorgt für den nötigen Sicht- und Windschutz. Wo kann man Findlinge kaufen?

Zäune – Patina auf Harthölzern

Wenn im nordalpinen Raum viel mit Holz gebaut wurde, so ist in der Heide die Besonderheit, dass dieser Baustoff dagegen nicht in Überfülle vorhanden ist. So sind Zäune filigrane Holzkonstruktionen aus langlebigen Harthölzern, die ausgesprochen sparsam zum Einsatz kommen. Massive Bretterverschläge findet man dagegen nicht. Um das wertvolle Material zu veredeln, wird es mit einfachen Zierden bzw. geschnitzter Ornamentik versehen.

Folkloristisch gestalteter Zaun als HartholzFolkloristisch gestalteter Zaun als Hartholz

Eine schlichtere aber nicht minder wirkungsvolle Technik ist die Verarbeitung von Stangenholz zu Spaltholz und die daraus hergestellten Zaun- und Sichtschutzelemente. Dieser Methode abgeschaut hat man bei der Herstellung der sogenannten Rollzäune. Sie werden aus Harthölzern wie Edelkastanie oder Robinie gefertigt und sind besonders langlebig. Die Latten bestehen lediglich aus Spaltholz. Diese Zäune brauchen nicht gestrichen zu werden, sie sind sehr lange haltbar, robust und schnell aufzubauen. Romantisch wirken diese Harthölzer, wenn sie von Wind und Wetter gebeizt sind und mit natürlicher Patina und Flechten einen gleitenden Übergang zur Natur bilden. Traditionell sind auch Flechtzäune, in die Heidekraut eingeflochten wurde. Man kann diese problemlos als Sichtschutzelemente z.B. an Terrassen verwenden. Zu beachten ist allerdings, wie bei allen geschlossenen Bausystemen, die hohe Windlast, die bei Sturm zum Umfallen führen kann. Eine ausreichend gute Sicherung ist deshalb unabdingbar.

Passende Gartenmöbel

Auch die Möbel müssen zum Stil des Heidegartens passen. Sie sollten ebenfalls aus Holz bestehen und naturbelassen bleiben; So wirken sie am schönsten. Sind sie aus Hartholz gefertigt, dann entsteht – wie schon bei den Zäunen erwähnt – über die Jahre hinweg eine silbrige Patina auf ihrer Oberfläche.