Schmale Gärten gestalten – Ideen und Grundsätzliches

1) Dieser Sichtschutz ermöglicht die volle Breite des Gärtchens zu nutzen.

Manchmal haben Hausbesitzer oder Mieter sehr schmale und lange oder auch insgesamt sehr kleine schmale, oft winzige Gärtchen zur Verfügung und sind zunächst etwas entmutigt, wenn es um eine interessante Gestaltung geht. Meist ist die unbefangene Benutzung solcher Minigärten auch kaum möglich, da die Flächen von überallher einsehbar sind. Ich will dir nun zeigen, dass es sogar oft möglich ist, aus der Not eine Tugend zu machen und die vorhandene Außenanlage zum modernen Wohngarten umzugestalten.

Zunächst möchte ich erwähnen, dass ich zur Thematik kleiner Haus- und Vorgärten hier auf diesen Infoseiten schon einiges geschrieben habe und bitte, den entsprechenden Links zu folgen, wenn die Fragen diese Themenbereiche berühren.

2) Ein schmaler, hoch eingegrünter Raum kann Geborgenheit ausstrahlen.

Vorteil kleiner Gärten

Wer ein großes Grundstück zu gestalten und zu pflegen hat, verfügt häufig nicht über die Mittel und ganz besonders die Zeit, jeden Bereich der Anlage interessant anzulegen und intensiv zu pflegen. Aus diesem Grunde werden wenig genutzte Flächen mit Rasen, Staudenstreifen oder Gehölzgruppen versehen. Intensiver gestaltet wird meist nur der Terrassenbereich, der Platz um die Gartenlaube und vielleicht noch vielbenutzte Wege, wie der zur Garage beispielsweise. Wer nur wenig Gartenland zur Verfügung hat, dem kann das vorteilhaft sein, jeden Bereich detailliert gestalten zu können. Die wenigen Wege oder Terrassenflächen bekommen einen stabilen Belag, sodass sie auch bei feuchtem Wetter begangen werden können. Pflanzen und Anlagen sind ohne hohen Aufwand zu pflegen, und die Kosten der Neu- oder Umgestaltung sowie der Unterhaltung sind vergleichsweise gering. Im nächsten Kapitel will ich nun zeigen, wie ganz besonders schmale Gärten mit ihrer scheinbar ungünstigen Grundstruktur so richtig punkten können.

Nutzungsbereiche trennen

Jeder Hausgarten hat je nach persönlichem Nutzungskonzept verschiedene Bereiche, wie z.B. Sitzecken, Terrasse, Blumenrabatten, Wäscheplatz, Gemüsebeete sowie die Spielecke für Kinder. Merkwürdigerweise finden sich in größeren Anlagen aber kaum klare Trennungen dieser Nutzungsräume, was im ersten Moment nicht stört, doch fehlt solch einem typischen Eigenheimgarten häufig ein klares Konzept. Und es stellt sich dieses Gefühl ein, dass man seinen Garten irgendwie nicht besonders außergewöhnlich findet. Aus diesem Grunde rate ich immer, diese Räume optisch klar zu trennen. Unverhofft bemerkt man dann am Ende, dass eingezogene Hecken, Spaliere, Pergolen oder Sichtschutzelemente den Garten gar nicht kleiner machen. Doch die Furcht davor, die schöne große, zusammenhängende Fläche zu zerstückeln, ist das ablehnende Hauptargument so manches Grundstücksbesitzers. Und so bleibt alles beim Alten.

3) Der kleine Bambuszaun unterteilt zwei Räume, s. auch Bild 4).

In einem schmalen Garten hat man das Problem nicht. Dort liegen die Nutzungsbereiche sowieso hintereinander und weisen von Natur aus schon eine gewisse Trennung auf. Schlägt dann der Gestalter vor, aus einem langen schmalen Garten viele kleine Gärtchen mit besonderer Funktion und Thematik abzugrenzen, ist die Zustimmung der Besitzer in der Regel sofort da, und man rennt mit solchen Ideen quasi offene Türen ein.

In einem Sonderbeitrag "Kleine Flächen optisch vergrößern" habe auch ich schon darüber geschrieben. Von diesem Beitrag ist als Quintessenz für unsere schmalen Gärten abzuschauen, dass wir den kleinen, zum Beispiel durch schmale Hecken zu trennenden, schmalen Gartenbereichen in der Draufsicht nicht unbedingt eine Rechteckstruktur geben müssen. Der Grundriss dieser grünen Räume kann auch ein angedeuteter Rombus oder ein Trapez sein. Besonders trapezförmige Flächen erscheinen durch die entstehende, perspektivische Täuschung oft großzügiger, als sie in Wirklichkeit sind.

4) Anlage im japanischen Stil, hinter dem Bambuszaun von Bild 3) liegend. Sichtschutzzäune ermöglichen auch hier, die volle Breite der kleinen aufgefächerten Fläche zu gestalten.

Beispiele:

So teilt man also schmale Gärten von vorn nach hinten und trennt die Stücke räumlich voneinander. Eine Idee wäre es z.B. aus der Wohnung (meist ist es die Küche) kommend eine kleine Wirtschaftsterrasse mit integrierter Sommerküche (Grillecke) anzuschließen, quasi als erweiterte Küche im Freien. Dort kann auch die Möglichkeit eigerichtet weden, Wäsche zu trocknen (Wäschespinne). Ein schmales Hochbeet, mit Kräutern oder einigem Gemüse bepflanzt, kann dann den Terrassenbereich vom immer noch gut einsehbaren Spielbereich der Kinder trennen. Spielecken für kleine Kinder sollten ja prinzipiell nahe den Plätzen sein, wo sich die Eltern aufhalten. Wenn es den finanziellen Rahmen nicht sprengt, sollte der Terrassenbelag (z.B. ein Holzdeck) von der Wirtschaftsterrasse durchgängig bis in den Spielbereich durchgezogen werden, weil das insgesamt besser tauglich ist als Rasen. Ohnehin ist es eine Fehleinschätzung, dass Kinder lieber auf Rasen spielen. Denn schon die Benutzung von Fahrzeugen wie Bobbycar und Co. ist nur auf einem glatten Untergrund möglich. Will man dann noch ein Plantschbecken aufstellen, so wird es auf einem Holzdeck bessere Untergrundbedingungen haben als auf dem Gras. Ganz abgesehen davon, dass der Rasen schon nach kurzer Zeit sehr leidet. Nach dem Spielbereich trennt eine Hecke (eventuell mit Türchen) den hintersten Gartenraum, der beispielsweise ein Gartenhaus mit angebautem Gewächshaus fast vollständig füllt. Werden diese Architekturen mit Grün eingerahmt, also mit Hecke und mit blickschützenden Spalieren, so wird wie oben schon einmal erwähnt, durch den Rahmen der Gartenbereich optisch vergrößert. Die Laube kann zu einem bequem eingerichteten, gut verstecken Sitzplatz oder, besser noch mit einer Liege ausgestattet, Liegeplatz werden. Hier kannst du dich auch im kleinsten Gärtchen vor dem Treiben der Welt zurückziehen. Im Laubenhäuschen richtest du dir eine kleine Gartenbibliothek ein und hast so ein geheimes, entdigitalisiertes Refugium, um welches dich so mancher beneiden wird. Ist das eine gute Idee?

Ist der schmale Garten sehr lang, so kann auch ein Laubengang einen Teil der Anlage überbrücken, nur sollten der regelmäßige Schnitt und die Pflege eines solchen Pflanzentunnels bedacht werden. Verhältnismäßig pflegeleicht ist übrigens das weithin in Vergessenheit geratene Spalierobst, welches ebenfalls hier zum Einsatz kommen könnte. Selbst für halbschattige Partien sind bestimmte Sorten von Sommeräpfeln, an einem Holz- oder Metallgerüst gezogen, gut geeignet.

Modern gestalten – klare Linien. Warum?

Sowohl in kleinen als auch in schmalen Gärten sollte auf sehr einprägsame konvexe Formen und kreisförmige Strukturen in der Raumaufteilung verzichtet werden. Runde und geschwungene Strukturen machen enge Räume optisch noch enger. Rechtwinklige Linien und konkave, aufgefächerte Elemente (wie z.B. Ziergras, Kletterrosen) lassen ein entsprechendes Gartenkabinett weitläufiger erscheinen (siehe Bild 2 und 6). Das sind gängige Gestaltungsregeln. Es ist der nun schon wieder alte Stil der Moderne, welcher die Philosophie des rechten Winkels in der Natur fand. Das ist leider wenig bekannt. Und zwar nahm man in der ausklingenden Jugendstilzeit die Formgebung des Bambus auf und kopierte teilweise die einfache und geradlinige, japanische Architektur. Es entstand ein moderner Stil, welcher eine gewisse optische Neutralität aufweist. Die klassische moderne Gartengestaltung ist auch deshalb in unserem recht beengten Projekt immer gut zu integrieren, weil gerade Linien kleinen Räumen die Enge nehmen. Ein neutraler Gestaltungsstil im Garten passt dadurch gut zum Haus und bildet mit ihm eine Einheit. Wer einen Hang zu fernöstlicher Gestaltung und Dekoration hat, der kann natürlich viel vom japanischen Stil übernehmen oder das schmale Grundstück gleich zu einem japanischen Gärtchen (Teehausgarten) umgestalten. Gerade die Anlagen für die japanische Teezeremonie sind von der Philosophie her Gärten in einem Garten, welche sich in einem langezogenen Grundstück bestens verwirklichen lässt.

Welche Pflanzen verwenden?

Für enge und schmale Gartenanlagen sollten wir Pflanzen verwenden, welche nicht zu winzig sind, sonst entsteht ein klein in klein. Aber machen große Büsche und Bäume den vorhanden Platz nicht noch enger und schmaler? Wenn wir Pflanzen setzen, welche im Habitus aufgelockert und transparent sind und heiter wirken, so ist das nicht der Fall. In der Gruppe der Ziergräser finden wir dementsprechend ein breites Angebot, wobei unbedingt erwähnt sein muss, dass auch der Bambus (der ja selber nur ein Riesengras ist) sehr gut in solche Anlagen passt und für die Pflanzung wenig Fläche beansprucht. Es gibt viele winterharte Bambussorten, die wir in Baumschulen und Gärtnereien kaufen können, nur ist darauf zu achten, dass es Formen sind, welche keine Wurzelausläufer treiben. Gräser und Bambus passen übrigens bestens zum modernen Gartenstil und natürlich auch zum japanischen (siehe oben).

Weitere Pflanzen mit aufgelockertem Habitus sind Busch- und Kletterrosen und für unser Platzproblem sehr empfehlenswert. Auch andere Rankpflanzen sind sehr brauchbar, aber nur diejenigen, welche nicht wuchern. Auf selbstklimmenden Wein solltest du verzichten, ebenso auf Glyzinien und Knöterich, weil sie zu starkwüchsig sind und sich sehr ausbreiten. Dafür empfehle ich:

• Clematis
• Prunkwinde
• Sternwinde
• Kletterhortensie
• Efeu
• Edelwein (jährlich geschnitten) 

Eine weitere Gruppe geeigneter Gewächse sind hochstämmige, nicht zu starkwüchsige, sommergrüne Laubbäume. Das Grün beengt nicht den Gartenraum, sondern entfaltet sich überkopf. Unten herum bleibt der Raum frei. Darüber befindet sich ein Sonnenschirm aus Blättern und Geäst und im Frühjahr oft auch noch eine Dekoration von vielerlei Blüten. Im Winter, wenn auf der Terrasse und im Haus wieder mehr Licht gewünscht ist, sind Laubbäume kahl - sie regeln also automatisch Licht und Schatten je nach Jahreszeit. Schatten braucht auch besonders der Spielbereich für Kinder.

Zu erwähnen sind noch Topfgehölze und Gewächse in Blumenkübeln wie Oleander und andere mediterrane Gehölze. Frostfeste Kübelpflanzen und auch der oben schon erwähnte Gartenbambus können ohne Probleme in Behältnissen kultiviert werden und an geschütztem Platz draußen überwintern.

5) Einen schmalen Garten als Galerie nutzen ...

Formierte Gehölze, meist sind das Formschnitte aus Buchsbaum oder Eibe, können Verwendung finden, wenn sie bewusst so platziert werden, dass sie den Blick lenken. Wenn man beispielsweise eine weniger schöne Aussicht hat, kann man mit einem Formschnitt (Topiary) die Aufmerksamkeit auf diesen lenken, also den Blick auf das Schöne führen. Den gleichen Effekt erzielen die Gartengestalter übrigens auch mit Plastiken, welche in unseren Gärten wieder mehr zum Einsatz kommen sollten. Das Sammeln von solchen Kunstwerken kann sogar zum Hobby werden und das schmale Gärtchen zur Skulpturengalerie (Bild 5).

6) Verspiegelungen (Acryl-Spiegel) nehmen winzigen Gärtchen die Enge.

Nach oben öffnen

Mit vertikal ausgerichteten Gartenkunstwerken, aber ebenso mit Pergolen, Springbrunnen, Windspielen oder hoch aufgehängten Blumenampeln (Bild 7) ist es möglich, den Blick und die Aufmerksamkeit der Gartenbesucher nach oben zu lenken, also aus der bodenverhafteten Enge nach oben zur Weite des Himmels. Auch der gezielte Einsatz der Farbe Blau weitet schmale Passagen.

Zuletzt noch ein ganz spezieller Tipp: Unsere Wahrnehmung kann zusätzlich mit Spiegeln (Bild 6) im positiven Sinne getäuscht werden. Mittlerweile gibt es Spiegel speziell für den Außenbereich (Acryl-Spiegel). Diese können sehr effektvoll hinter Pflanzungen platziert werden und damit nicht selten eine für echt gehaltene Raumtiefe auf engstem Raum vermitteln.

7) Ampelpflanzen in einen alten Apfelbaum gehängt, lenken unserer Aufmerksamkeit nach oben.