Chinesischen Garten selber gestalten

Chinagarten in Shenzhen

Die Gestaltung solch einer fernöstlichen Anlage ist nicht ganz einfach, denn sie bedarf einer gewissen Größe. Zwar haben es die Chinesen verstanden, landschaftliche Motive auch in einen kleineren Maßstab zu transformieren, ohne dass es der Betrachter im ersten Moment bemerkt, doch das Herzstück dieser malerischen Landschaft, der kleine See, benötigt für seine Wirkung schon etwas Platz.

Wer am Haus nur ein kleines Areal zu Verfügung hat, der sollte als bessere Alternative die japanischen Gärten als Ideenvorlage, welche durch ihre stilistische Ausdrucksweise wenig an Raum bedürfen, benutzen. Wer dennoch einen chinesischen Garten selber anlegen möchte und über wenig Territorium verfügt, der sollte vor allem die Gestaltungsprinzipien solcher Anlagen übernehmen. An anderer Stelle bin ich auf diese Thematik ausführlicher eingegangen. Für die eigene Umsetzung heißt dass:

Motive finden

  • malerische Naturdarstellungen eng mit Architekturelementen verbinden
  • Pavillons, überdachte Laubengänge und Gartenmauern im entsprechenden Stil platzieren
  • verschiedene Ruheplätze schaffen, möglichst mit Überdachung, denn ein chinesischer Garten wird bei jedem Wetter genutzt
  • Wege/Plätze mit Kieselmusterbelag anlegen
  • Bambus pflanzen
  • Steinlaterne platzieren*
  • Teich anlegen
  • Bogenbrücke und/oder Zickzackbrücke (geht auch ohne Teich) bauen
  • Felslandschaft andeuten

ADOnlinePromo Chinesischer GartenEs ist ein Irrtum, das man meint chinesische Gärten wären nur naturalistisch angelegt. Hier gibst es kaum Natur und trotzdem ist die Anlage malerisch.

Wer diese Stichpunkte aufmerksam durchgesehen hat, wird bemerken, dass die Anlage recht bau- oder besser gesagt recht kostenintensiv ist. Aus diesen Gründen wird man in den meisten Fällen schrittweise vorgehen müssen, was gar nicht so schlimm ist, denn um so sorgfältiger kann man dann die einzelnen Bauabschnitte planen.

Worauf kommt es an

Einen wichtigen Punkt der Gestaltung gibt es, der überhaupt nichts kostet. Eine Besonderheit chinesischer Gärten ist es, dass sie oft sehr poetisch klingende Namen besitzen: “Garten der Betrachtung” , “- der Zerstreuung”, “- des Verweilens”, “- der Zufriedenheit”, “ - des klaren Sonnenlichts”, “- des großen Erwachens” oder “Kranichgarten”, “Wassergrün” oder “Bergklause des üppigen Schattens”. Im botanischen Garten der Ruhr-Universität befindet sich “Quian Yuan, der Garten der Dichter und Gelehrten”. Dort, wie auch in vielen anderen solcher chinesischen Anlagen ist die Gestaltung mit einer poetischen Legende verbunden. Im Beispiel Bochum ist es die Geschichte vom Pfirsichblütenquell.

Hast du also einen Namen oder einen Mythos gefunden, wirst du vielleicht auch eher Gestaltungsideen finden. Plötzlich bekommen auch die einzelnen Gartenelemente einen Sinn. Der Teich wird zum Spiegel und die Brücke zum Übergang in eine geheimnisvolle Welt. Der Bambus soll Heiterkeit ausstrahlen und der Fels melancholische Düsternis.

LalouBLue melancholische GartenlandschaftHeitere Melancholie zu schaffen ist deine wichtigste Aufgabe.

Bildkontraste schaffen!

In den letzten beiden Gegensätzen, also der Heiterkeit und Düsternis, habe ich noch einmal ein Hauptmotiv jener architektonischen Meisterwerke angerissen. Es ist die Darstellung desjenigen, was die fernöstlichen Gartengestalter als das "Lachende" und das "Bedrohliche" nennen, und es bringt erst die wirkliche authentische Lebendigkeit in das Werk.

Es ist die bildliche Darstellung von scharfen Kontrasten, wie karge Felspassagen und dem gegenüber der Pflanzung von Bambus mit seiner heiter gelassenen Ausstrahlung. Das ist auch die scharfe Gegenüberstellung von architektonischer und landschaftlicher Gestaltung, wie beispielsweise ein gerader Weg mit Mosaikpflaster, der von einer Trauerweide gerahmt und überhangen wird. Diese Kontrastgestaltung darfst du auf keinen Fall vernachlässigen, da sonst der Garten ein seelenloser Ort bleibt und dem Betrachter nichts Geheimnisvolles bieten kann. Das ist die Krankheit vieler solcher Objekte. [TJ.11.10] Zählpixel I

* Steinlaternen sind zwar eher Motive der japanischen Gärten, doch in China verwendet man sie auch.