Mit der richtigen Wahl und etwas Geschick können Trockenmauern mit recht verschiedenen Steingartenpflanzen besiedelt werden. In der Regel sind das Pflanzen, welche mit magerstem Boden, Trockenheit, Vollsonne und Hitze zurechtkommen. Von ihnen habe ich hier die wichtigsten Arten aufgelistet.
Kauf, Mauerbepflanzung und Pflege
Mauerpflanzen kauft man am besten bei einem Staudengärtner. Dabei sollte die Ware nicht bereits sehr groß gewachsen sein. Ideal sind junge Pflanzen in relativ kleinen Blumentöpfen (höchstens 6/7 cm). Sind sie schon größer, lassen sie sich auf einer Mauerkrone schwer einpflanzen. Gut entwickelte, größere Polsterstauden kann man aber auch mit einem scharfen Messerschnitt teilen, womit man dann wiederum Kosten gespart hat. Aber, wie gesagt, die Exemplare müssen gut gewachsen und kräftig entwickelt sein. Bei der Pflanzung ist unbedingt darauf zu achten, dass die Wurzeln der Stauden nach dem Setzen ebenso tief im Boden stehen, wie vorher im Topf. Das besagte "einpflanzen" in die Fugen erfolgt im günstigsten Fall während der Steinschichtung beim Bau. Danach geht es nur noch recht rüde, indem die Wurzelballen in die Fugen hineingestopft werden. Man stopfe dabei lieber etwas zu tief, als zu flach.
Die eine oder andere Staudenart kann auch als Samen gesät werden. Fast alle der sogenannten Dachstauden, die in Samenmischungen angeboten werden (meist ist es ein Sedumsortiment), können genommen werden. Der Sämling bildet kräftigere Wurzeln aus und wird am Ende widerstandsfähiger als durch Teilung oder Stecklinge vermehrte Ware.
Über den Bau von Trockenmauern habe ich eine separate Seite verfasst und dort erwähnt, dass im Inneren der Steinschichtungen Kies oder ähnliche Materialien aufgeschüttet werden. Um auf diesem Grund Pflanzen leichter ansiedeln zu können, wird dem Füllmaterial auch etwas Mutterboden (5 bis 10 %) zugesetzt oder die Mauerkrone mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Das sind jedoch lediglich Starthilfen für die Mauerpflanzen. Sind sie einmal angewachsen, sollten sie ohne weitere Pflege fortkommen. Gedüngt wird nicht!
Im ersten Jahr, solange die Neuankömmlinge anwachsen und neue Wurzeln bilden, muss bei Trockenheit gegossen werden und nicht nur, wenn natürlicher Niederschlag fehlt, sondern auch an windigen Tagen. Ständiger Wind trocknet das Trockenmauerwerk zusätzlich aus. Beim Überbrausen ist sehr vorsichtig vorzugehen, damit die wenige Erde nicht fortgeschwemmt wird. Prinzipiell wird es nötig sein, bereits nach kurzer Zeit hier und da etwas Erde nachzufüllen und leicht festzudrücken. Bei der Thematik der Bewässerung will ich unbedingt erwähnen, dass die zu bepflanzende Mauerkrone nicht schräg sein sollte, denn schräge Flächen leiten das Niederschlagswasser fort, und das Mauerwerk kann überhaupt kein Wasser aufnehmen. Oft wachsen Trockenpflanzen auf Mauern um vieles spärlicher, als etwa in Steingärten, doch eine große Üppigkeit, wie im Bild 3) zu sehen, ist für Mauerbepflanzungen dem Wesen nach nicht plausibel und wirkt unnatürlich.
Schon nach einiger Zeit wird es vorkommen, dass das eine oder andere Mauergewächs nicht nur immer spärlicher gedeiht, sondern ganz verschwindet. Das kann man dann nicht ändern. Aus diesem Grunde rate ich immer, gleich zu Beginn mehrere Arten zu setzen und zu schauen, welche sich wohlfühlen und gut fortkommen. Von diesen kann bei Bedarf später noch nachgepflanzt werden. Hat man in der Trockenmauer Kalkstein und Bauschutt (Putzreste) verarbeitet, so sind Mauerpflanzen optimal, welche Kalkboden lieben. In schattigen Lagen, auf Sandstein und bei sandiger Füllung braucht es wiederum Gewächse, welche mit sauren Bodenverhältnissen zurechtkommen.
Robuste Arten und Sorten
Blaukissen (Aubrieta-Hybriden)
Im Mai blüht diese typische Steingartenpflanze von weiß über rosa und lilablau bis lila, wie im Bild 3) zu sehen. Aubrieta-Hybriden lassen sich durch Teilung nicht so leicht selbst vermehren. Man sollte deshalb getopfte Staudenware kaufen. Die Art verträgt Kalk sehr gut. Nach dem Abblühen hat man schöne Moospolster.
Zwerghornkraut (Cerastium tometosum)
Das Italienische Zwerghornkraut, im Handel auch Filzhornkraut genannt, blüht von Mai bis Juni und verbreitet mit seinem silbrigen Laub und der kühlen Blüte ein mediterranes Flair. Im Steingarten wuchert es oft und verdrängt seine Nachbarn, doch für unsere Zwecke und als hängende Mauerbepflanzung ist es bestens geeignet. Wobei ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen möchte, dass so bepflanzte Mauern besonders typisch für mediterrane Gärten sind. Silberfarbene Rasenpolster, wie auch Büsche und Bäume (Olivenbäume und ähnliche) verbreiten um sich die gewünschte südländische Urlaubsatmosphäre.
Gelber Lerchensporn (Corydalis lutea)
Diese zierlich belaubte Staude blüht von Mai bis Oktober und ist einer der wenigen robusten Dauerblüher im Garten. Am besten gedeiht sie an trockenen Plätzen, die sowohl in der Sonne als auch im Schatten liegen können. Die Ausbreitung an und auf Natursteinmauern erfolgt über die Selbstaussaat. Bald findet man die Pflanze überall in Fugen und Ritzen die zierlichsten Blütenbüschel bildend. Der Samen kann (auch online) bestellt werden.
Verschiedene Sedum-Arten
Es sind Arten, welche oft bei der Begrünung von Dächern Verwendung finden. Sie können auch durch Aussaat vermehrt werden. Das wohl unempfindlichste Sedum ist der feingliedrige Mauerpfeffer (Sedum acre) auch Scharfer Mauerpfeffer genannt. All die vielen mattenartig wachsenden Mauerpfefferarten sind ideal für Trockenmauern, Trockengärten und, wie bereits erwähnt, für Dachbegrünungen:
- Sedum acre (Sedum krajinae), Mauerpfeffer – bildet flache Polster aus; Weitervermehrung durch Selbstaussaat
- Sedum album Varietäten, Weißer Mauerpfeffer – polsterbildend; Blütezeit von Juni bis September; Bienenweide
- Sedum hispanicum, Spanischer Mauerpfeffer – graugrünes Laub, bei Trockenheit rötlich; wenig Blüten
- Sedum hybridum, Immergrünchen – auch Polster-Fetthenne, Bild 2); Blüte von Juni bis August; wertvoll für Insekten vor allem Bienen
- Sedum kamtschaticum, Kamtschatka-Sedum Bild 1) – üppige gelbe Blüten im Hochsommer; Bienenweide
- Sedum oreganum, Oregon-Fetthenne – für saure Böden
- Sedum sexangulare, Milder Mauerpfeffer – heimische Art; gelbe Blüte im Hochsommer; wertvoll für die heimische Insektenwelt
Steinbrech für hängend Bepflanzung und Fugen
Als typische Mauerpflanze darf der Steinbrech s. Bild 5) nicht vergessen werden. Es gibt ihn in den verschiedensten Formenvarianten. Der Steinbrech wurde früher häufig auf Dächer gepflanzt, weil man der Ansicht war, dass er vor Blitzschlag schützt.
Steinrich
Alyssum saxatile, der Frühlingssteinrich ist im Bild 6) zu sehen. Er blüht im April und Mai. Es gibt weitere, für unser Projekt brauchbare Arten, wie Alyssum montanum, den Bergsteinrich. Er blüht schon im März und April und eignet sich besonders für die vertikale Begrünung. Durch Aussaat kann er gut in Fugen angesiedelt werden.
Dalmatiner-Glocke (Campanula portenschlagiana)
Ein Dauerblüher für schattige Gartenplätze ist die Dalmatiner-Glocke. Sie blüht von Mai bis Anfang November, auch in schattigen Lagen. Diese gut geeignete Art bitte nicht mit C. poschkarskyana oder C. garganica verwechseln. C. portenschlagiana ist als Samen erhältlich. Mit ihm kann man versuchen, die mehrjährige Staude auch in Fugen selbst von gemörtelten Natursteinmauern anzusiedeln.
Steinwälle und sogenannte Friesenwälle bepflanzen
Über den Friesenwall und seine Eigenarten habe ich an anderer Stelle geschrieben. Prinzipiell gilt für die Begrünung dieser Steinwälle das Gleiche wie für Trockenmauerwerk. Dadurch dass rundliche Steine Verwendung finden, ist es hier zudem möglich, größere Erdtaschen aufzufüllen und höher wachsende Trockenstauden anzusiedeln. Dazu zählen:
- Perlkörbchen, Anaphalis triplinivernis
- Schleifenblume, Iberis - alle Arten
- Geranium-Arten siehe Bild 1) im Hintergrund
Bei den Friesenwällen werden oft auch noch Gehölze, die sich in der Art einer freiwachsenden Hecke ausbreiten, benötigt. Dazu zählen Krüppelkiefern und Heckenrosen, also Sträucher, welche volle Sonne und Trockenheit gut vertragen.