Jägerzaun
1) Preiswert und haltbar und auch mit wenig handwerklichem Geschick aufzubauen

Von den verschiedenen Zaunsystemen ist der Scherengitterzaun, im Volksmund auch Jägerzaun genannt und im Bild 1) zu sehen, derjenige, welcher wohl am schnellsten errichtet werden kann. Außerdem ist er im Gegensatz zu manch anderem System recht preiswert. Wer sich dafür entscheidet, sollte aber darauf achten, dass der Zaun auch in die Umgebung passt. Nicht von ungefähr finden wir ihn häufig in ländlicher und da vor allem in waldreicher Umgebung, denn die erprobten Holzelemente haben den Vorteil, dass sie sich gut dem Gelände anpassen und selbst an Böschungen und anderen Schrägen leicht zu errichten sind.
Die vorgefertigten Scherengitter-Elemente kann man einzeln in jedem Baumarkt vor Ort kaufen. Zusammengeschoben lassen sie sich sogar mit dem PKW transportieren. Als Zaunsäulen können sogenannte Einschlaghülsen (der Fachbegriff ist "Einschlagbodenhülse") zum Einsatz kommen, was weniger Mühe macht, als Betonsäulen zu setzen.  Für die Querriegel, an welche die Gitter angeschraubt werden, können wir einfache Holzlatten verwenden.

Diese können zum Beispiel folgende gängige Maße haben: 250 cm x 5,8 cm x 3,8 cm (Material: Fichte/Tanne sägerau) und sind mit dieser Länge notfalls auch noch im PKW zu transportieren. Die Querriegel machen den Zaun haltbarer, sind jedoch nicht unbedingt nötig, wenn wir die Zaunsäulen beispielsweise mit einem Abstand von 1,8 bis 2 Metern setzen. 
Um die Materialliste für das Projekt zu komplettieren, rate ich zu Edelstahlschrauben für die Montage, welche halt nicht rosten und selbst nach einem späteren Um- oder Abbau der Zaunanlage immer noch wie neu sind. Wir benötigen folgende Maße: Edelstahl-Schrauben 4 x 70 mm mit Teilgewinde; Torx- oder Kreuzschlitz; Spanplatten- oder Holzschrauben mit Senkkopf. Wer etwas solider verschrauben will, der kauft die Länge 5 x 80 mm.

Wer kein Transportmittel zur Verfügung hat, der kann alle Teile für den Jägerzaun auch online kaufen und sich anliefern lassen. Mancher bestellt den kompletten Jägerzaun auch in Polen. Entsprechende Angebote sind durchaus legitim.

2) Ein solcher Jägerzaun ist vor allem auf dem Lande typisch.

Materialbedarf

Mit den hier angeführten Kennzahlen lässt sich der Materialbedarf auch schon ganz genau berechnen. In der Regel werden aufziehbare Scherengitter-Elemente mit einer Länge von 2,5 Metern verkauft. Wie eine Ziehharmonika auseinandergezogen bekommen sie dann eine Höhe von einem Meter. Mit einem Bodenabstand von 20 Zentimetern erreichen wir am Ende eine Zaunhöhe von 1,2 Metern, was ein gutes Maß ist. Wer mit dem Jägerzaun Wildtiere vom Grundstück fernhalten möchte, der braucht allerdings eine Höhen von 1,8 Metern und sollte den Bodenabstand noch verringern. Das Bild 4) dokumentiert das sehr schön.

In den meisten Fällen ist beim Bau eines Zauns auch ein Tor (Einzeltor oder Doppeltor) nötig. Für die Torflügel benötigt man entweder Torscharniere, die auf beiden Seiten festgeschraubt werden, oder man verwendet sogenannte Torbänder (Ladenband) mit den dazugehörigen Kloben (Haken).  Um den Jägerzaun optisch aufzuwerten, empfehle ich, die Pforte besonders gewissenhaft zu konstruieren und sie mit einer Pergola oder mit einem Rosenbogen, ebenfalls aus Holz, zu überspannen. Wird auf diese Weise und mit entsprechenden Pflanzen (duftende Rosen! Sortentipp hier) der Eingangsbereich verschönert, wertet das die gesamte Zaunanlage zusätzlich auf.
Der Jägerzaun wird in der Regel nicht gestrichen. Die silbergraue Patina, wie im Beitragsbild 1) zu sehen, entsteht von allein durch Sonne und Wetter und fügt den Gartenzaun wunderschön in das Bild der natürlichen Landschaft ein.

Gestalterische Aspekte

Wer bereits Beiträge auf meinen Garten-Infoseiten gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass das Hauptgewicht überwiegend auf den Themen der Gartengestaltung liegt. Also gehe ich auch hier ganz besonders auf die gestalterischen Aspekte eingehen. Ursprünglich waren die Jägerzäune preiswerte Einfriedungen auch ausgedehnter Nutzflächen zum Schutz vor Wildfraß und fanden sich überwiegend in holzreichen Gegenden.

3) Ein archaisch wirkender Wildzaun aus Holzstangen

In alten Zeiten, in denen der Landadel häufig die Leidenschaft der Jagd pflegte, ließen die Landesherren die Bestände an Rotwild gern über ein gesundes Maß hinaus anwachsen. Da sich die Tiere ihre Nahrung auch auf den Feldern suchten, mussten die Bauern zu Schutzmaßnahmen greifen. Im preußischen Land zum Beispiel hatten sie aber auch das Recht, das nötige Bauholz für Zäune kostenlos in den fürstlichen Wäldern zu schlagen. Vielleicht kommt daher oder in diesem Zusammenhang die Bezeichnung "Jägerzaun" oder ganz einfach, weil er häufig in waldnaher Umgebung zu finden ist, wohin er auch am besten passt.
Ein solcher Holzzaun erinnert uns noch am ehesten an die ältesten Zaunformen aus Flechtwerk, die es in den verschiedensten Ausführungen bereits in frühester Zeit gab.

4) Dieser Jägerzaun ist hoch genug, um Wildtiere vom Grundstück fern zu halten

Nicht ohnehin habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass der Jägerzaun eine Zaunform ist, welche aus dem ländlichen Bereich stammt und genau genommen auch dort hingehört. Im städtischen Umfeld wirken Scherengitterzäune oft deplatziert. Da sie aber eine preiswerte Alternative zu den meisten anderen Möglichkeiten, ein Grundstück einzufrieden sind, finden wir sie leider auch in Wohngebieten, die sich mitten in einer bebauten Umgebung befinden. Wer sich trotzdem dafür entscheidet, kann den optischen Makel ein wenig beseitigen, indem er eine Leistenabdeckung an Ober- und Unterseite anbringt, wie im Bild 5) zu sehen. Der abgebildete Scherengitterzaun befindet sich mitten in der Stadt Dresden vor einem Villengrundstück. Ich finde ihn durchaus nicht deplatziert, denn mit der Leistenabdeckung bekommen die Zaunfelder einen architektonischen Rahmen. Das lässt sie ein wenig edler wirken und in den städtischen Raum passen.

5) Historische Zaunanlage an einem Villengrundstück [1]

Das Beispiel zeigt, dass selbst mit wenig Aufwand und geringen Kosten Einfriedungen realisiert werden können. Das könnte auch für unser Eigenheim eine gute Lösung sein. Und wenn wir dann mit entsprechenden Zierpflanzen die Zaunanlage zusätzlich aufwerten, kann so mancher optische Mangel ausgeglichen werden. Rosen habe ich bereits erwähnt. Und Ziergräser am Zaun sind mein Geheimtipp, wie beispielsweise das Pampasgras oder ein schönes Chinaschilf. Wer unter die Zaunfelder keine Bordsteine setzen will, der kann sie auch mit Stauden unterpflanzen. Dafür eignet sich besonders das Maiglöckchen (Halbschatten, Schatten), das früher auf dem Lande häufig für diese Zwecke genommen wurde. In sonnigen Bereichen ist der Goldfelberich eine gute Wahl.

Spalierzaun

Ebenso wie bereits bei der Toranlage erwähnt, können wir einen Jägerzaun auch mit einer Pergola oder einem Holzspalier kombinieren und damit zusätzlich aufwerten. Das ist besonders praktisch, wenn an der Grenze zum Nachbargrundstück oder zur Straße Sichtschutz gewünscht wird. Eine ansprechende Idee ist auf dem Bild 6) zu sehen. Die Kombination mit dem Bankplatz finde ich besonders originell. Wie der Scherengitterzaun weisen auch die Sichtschutzelemente eine Rautenstruktur auf und passen somit optisch gut zusammen. 

Spalierzaun6) Spalierzaun an der Eingangspforte zum Grundstück. Ein Bankplatz wurde hier in den Gitterzaun integriert.

Es gibt Anbieter von Jägerzäunen, die für die Scherengitterelemente statt halbrunder Holzlatten flache Leisten verwenden und diese enger miteinander verbinden. Fast schon wie ein Geflecht wirken diese Elemente gediegener, beinahe edel, und man kann sie durchaus als Spazierzaun bezeichnen.

Ideal für den Biergarten

An einem urigen Biergarten gehört der Scherengitterzaun ebenso zum Erscheinungsbild wie der Kastanienbaum. Doch auch die Außenanlage eines Restaurants kann damit umfriedet werden, ohne dass es deplatziert wirkt. Mit einem Holzlatten- oder Staketenzaun würde das ganze Ambiente wohl eher wie eine Kleingartenanlage aussehen. Ist es nicht möglich, Zaunsäulen zu setzen, übernehmen Pflanzkübel diese Funktion. Jedoch müssen diese dann ebenfalls aus Holz bestehen, denn ein einheitlicher Stil sollte beibehalten werden. Ein hölzerner Torbogen, eine Pergola, Rankgitter und Spaliere können den Sitzplatz noch gemütlicher machen.

Ganz wichtig dabei finde ich aber, den Baumarkt-Look zu verhindern beziehungsweise zu beseitigen. Werden beispielsweise die zu verwendenden Locheisenstreifen statt mit den üblichen Senkkopfschrauben mit Rundkopfschrauben befestigt, ergibt das trotz geringer Veränderung eine nicht zu unterschätzende Aufwertung. Mitunter ist ein farbiger Anstrich für Gestaltung und Ambiente besser als naturbelassenes Holz. Der kleine Mehraufwand kann sich wirklich lohnen, denn bestimmte Farben verbessern das Wohlbefinden der Kundschaft erheblich. Das gilt vor allem in die Stadt.
Zum Schluss noch ein ganz wichtiger Hinweis. Alle hartnäckig anhaftenden Strichcode-Aufkleber sollte akribisch vom Holz entfernt werden. Es sieht einfach unschön aus und verströmt diesen Baumarkt-Charme, wenn diese weißen Zettelchen am Holz verbleiben.

Ein ähnlich einfaches und günstiges System: der Rollzaun

Da ich in der Einleitung den Jägerzaun als das günstigste (Anschaffungskosten) und am einfachsten aufzubauende (Aufwand) Modell schrieb, will ich hier der Vollständigkeit halber aber noch den sogenannten Rollzaun aus Kastanien- oder Robinienholz erwähnt. Dieses Zaunsystem ist noch haltbarer als ein Jägerzaun, weil es aus gespaltenen Hartholzstaketen gefertigt wird. Ist bereits das Holz lange haltbar, sorgt die Verarbeitung (aufspalten statt sägen) für zusätzliche Haltbarkeit. Diese Art von Holz ist auch ohne Schutzanstrich extrem lange haltbar. Die Rollzaunelemente können so montiert werden, dass sie auf dem Boden aufstoßen, ohne dass der Bodenkontakt zu rascher Fäulnis an den Zaunlatten führt. Querriegel können Verwendung finden, sind aber nicht unbedingt vonnöten.
Einziger Nachteil: ein Rollzaun passt vom gestalterischen Gesichtspunkt her nicht zu jedem Haus oder Vorgarten beziehungsweise in die Umgebungsbebauung. Daher sollte er nur dort zum Einsatz kommen, wo er stilistisch auch hinpasst. Ein Landhaus mit großem Außengelände beispielsweise oder eine Tierkoppel können solche Einsatzgebiete sein.

Fazit

Einen Jägerzaun aufzubauen bedarf keines außergewöhnlichen handwerklichen Geschicks. Zudem ist er eine im Vergleich zu anderen Zaunsystemen absolut kostengünstige Einfriedungs-Variante für ein Grundstück oder einen Vorgarten. Den letzten Schliff bringt eine schöne Bepflanzung. Die Pflanzen, welche wir dafür verwenden, sollten einen lockern, etwas transparenten Aufbau haben und heiter wirken. Dann passen sie gut zu solchen Zaunanlagen. Rosen, Ziergräser, Felberich und Maiglöckchen hatte ich bereits erwähnt. Hinzu kommen Gartenazaleen und Heidepflanzen, und selbst die von mir sonst oft so gescholtenen Koniferen im Vorgarten dürfen hier durch Gruppe der Säulenwacholder vertreten sein.

Zwar hier erst am Schluss doch keineswegs unwichtig ist der Hinweis auf einen Aspekt seiner Funktionalität. Ein Scherengitterzaun ist absolut kindersicher und eignet sich hervorragend als Einfriedung von Kindergärten und Spielplätzen. Auf Grund seiner Aufbauweise ist er von Kindern nur schwer zu überklettern. Mit dieser Eigenschaft ist er auch gut geeignet, um den Gartenteich oder die Pool-Anlage zu sichern. Dass wir das auch tun sollten, wenn wir keine eigenen Kinder haben und fremde Kinder nur selten zu Besuch kommen, sagt die Zahl der Unfälle, die sich leider noch immer Jahr für Jahr auf diese Weise ereignen. Selbstverständlich können auf diese Art auch Haustiere von Gewässern ferngehalten werden.


[1] Scherengitterzäune werden oft als minderwertig angesehen. Hier sehen wir ein Beispiel, wie es hochwertiger wirken kann. An der Jugendstilvilla (in Dresden) ist der Originalzaun noch erhalten. Ich denke, selbst der blaugrüne Farbanstrich wurde nicht verändert. Für die späte Jugendstilzeit (um 1910) ist der Holzgitterzaun nichts Außergewöhnliches, zumal die Epoche des Jugendstils die hohe Zeit der Lattengerüste und Rankgitter war.

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