Vorweg genommen gibt es einen bewährten Richtwert, der von H. Koehler stammt und lautet: Ein sechs Meter langes normales Beet [1,2 m breit], mit zwei Reihen Frühkartoffeln bestellt, benötigt etwa 40 vorgekeimte Kartoffeln, also eine kleine Kiste voll. Wir ernten von dieser Fläche etwa 30 bis 40 Kilogramm. [1] Diese Menge nehmen wir zunächst für unsern Bedarf und können dann im Folgejahr die Mengen entsprechend unserem Ergebnis korrigieren und kalkulieren. Allerdings scheint es so zu sein, dass ich – als einziger, der über diese Dinge schreibt – nun die unangenehme Aufgabe habe, diese durchaus korrekten Kennzahlen nach unten stark zu korrigieren. Die oben genannten 40 Kilo also pro 5,5 kg/m² aus den 1950er Jahren, sind nur zu erreichen, wenn mit Kunstdünger und chemischen Spritzmitteln nicht gespart wird. So, wie es damals halt so üblich war. In der heutigen Zeit sollten wir Bio-Hobby-Gärtner (wozu ich mich natürlich auch zähle) von diesem möglichen Ertag gut 50 Prozent subtrahieren.
Pauschal gerechnet, benötigt man für einen Kartoffelertrag von gut 30 Kilogramm (Sorten mit ca. 90 Tagen Reifezeit) zwei Reihen von 10 Meter Länge.
Benötigter Kartoffel-Ertrag pro Person und Jahr
Wer sich im eigenen Garten ausschließlich selbst mit Speisekartoffeln versorgen will, der rechne zunächst mit 30 bis 40 Kilogramm pro Person, wenn jeden Tag gekocht wird und das mit unserer klassisch bürgerlichen, aber durchaus abwechslungsreichen Küche [2]. Wir bleiben bescheiden und rechnen unten mit einem Bedarf von 30 Kilo Speisekartoffeln pro Haushaltsmitglied.
Ertrag im Garten auf einen Quadratmeter Beetfläche
Wie bereits erwähnt, bekommen wir auf einem Beet normaler Breite zwei Kartoffelreihen unter und haben damit einfache Kennzahlen für unsere Kalkulation. Ungeachtet, dass die Beetbreite im Garten 1,20 Meter beträgt, können wir diesen Wert für einen durchschnittlichen Quadratmeter-Ertrag auf einen Meter kürzen und hätten dann bezogen auf eine Doppelreihe + einen Meter Beetlänge einen Wert, der sich auf einen Quadratmeter bezieht.
Und der liegt bei maximal bei 3 kg Frühkartoffel-Ertrag pro 1 m² Beetfläche.
da wir oben bereits festgestellt haben, dass wir pro Person im Jahr mindestens 30 Kilogramm an Kartoffeln benötigen würden, ist das oben vorgestellt 10 Meter lange Beet, selbstredend der Wert für unsere benötigte Fläche pro Haushaltsmitglied.
Benötigte Pflanzkartoffeln pro Beet
Pauschal gerechnet benötigt man für einen Kartoffelertrag von gut 30 Kilogramm (Sorten mit ca. 90 Tagen Reifezeit) zwei Reihen, also ein Beet von 10 Meter Länge, in die grob kalkuliert 60 Pflanzkartoffeln kommen; pro Reihe jeweils 30 Stück (etwa aller 30 cm). Das sind auf einen Meter in einer einzelnen Reihe ca. 3 Stück Pflanzkartoffeln. Haben wir etwas weniger Pflanzkartoffeln zur Verfügung, wie oben im Bild – das sind nur 50 Stück – können wir beim Pflanzen problemlos die Abstände etwas weiter wählen, also bis 40 Zentimeter, ohne dass wir nennenswert weniger Ernten. Die abgebildeten Pflanzkartoffeln, die in in der Kiste zum Vorkeimen liegen, sind die frühen Sorten 'Rosara' und 'Altesse'.
(Gewicht pro Pflanzkartoffel)
Im Durchschnitt wiegt eine Pflanzkartoffel, die etwa die Größe einer Kastanie haben sollte, 60 Gramm. Rechnen wir das Gewicht mal drei Stück pro Meter, ergibt das aufgerundet 200 Gramm (0,2 kg) pro Meter. So benötigt man rund zwei Kilogramm Pflanzkartoffeln für eine Reihe von 10 Metern. Für eine Beet von 10 Meter länge benötigen wir demnach 4 Kilogramm Pflanzkartoffeln. Bei Sorten mit länglichen Knollen rechne ich mit nur 40 Gramm pro Saatkartoffel, weil größere Exemplare vor der Pflanzung geteilt werden können. Das sind etwa 3 Kilogramm für ein 10 Meter langes Kartoffelbeet.
Schwierigkeiten bei der Berechnung – jetzt kommt der Haken, der die Sache hat.
Zu den Zahlen oben im Text ist allerdings zu sagen, dass diese theoretische Berechnung nur mit Kartoffeln funktionieren würde, die sich bis zur nächsten Ernte lagern ließen. Das ermöglichen die sogenannten Lagerkartoffeln. Im Garten ist es aus verschieden Gründen aber ratsam nur Frühkartoffeln anzubauen. Die Ernten dieser Sorten können wir jedoch nicht über ein ganzes Jahr lagern. Spätestens im März/April müssen sie verbraucht sein und so ist es nicht möglich, unseren Gesamtbedarf nur mit frühen Sorten zu decken.
Für die ganzjährige Lagerung, sind vor allem die Spätsorten (Feldbau-Sorten) geeignet, die allerdings dreimal soviel Ertrag versprechen, wie die Frühkartoffeln.
Der Nachteil liegt bei diesen im Anbau. Sie benötigen zur Reife bis zu 180 Tage und blockieren dabei im Garten nicht nur die Beetfläche über sechs Monate, sondern benötigen auch mehr Fläche. Das liegt am stärkeren Höhenwachstum der Blätter. Zum einen beschatten diese die benachbarten Beete, was bei den Nachbarkulturen zu Lichtmangel führen kann, und wenn das Laub bei Regen und Sturm auch noch umkippt, behindert es die benachbarten Pflanzen zusätzlich mindestens auf einem Meter Breite.
Frühkartoffeln benötigen bis zur Ernte nur 60 bis 90 Tage und das niedrige Laub stört die Nachbarkulturen wenig. Nach der Ernte kann das Beet zudem noch, beispielsweise mit Buschbohnen bestellt, einen zweiten vollen Ertrag liefern!
Fazit: die 30 bis 40 Kilogramm Kartoffeln pro Person sind nur ein Anhaltspunkt für unsere Bedarfsberechnung. Und am Ende müssen wir entweder im Herbst Lagerkartoffeln zukaufen – das sind noch einmal 10 bis 20 Kilogramm Pro Haushaltsmitglied oder wir kaufen sie im Sommer im Geschäft oder auf dem Wochenmarkt, bis der Garten die nächste Ernte liefert.
Natürlich bleibt die Möglichkeit offen, Spätkartoffeln anzubauen, vor allem wenn der Platz dafür vorhanden ist. Diesbezüglich könnten wir, wenn wir 100 Prozent einer späten Lagersorte pflanzen, mit einer 10-Meter-Reihe eine Person für ein Jahr gut versorgen. An dieser Stelle ist aber auch zu bemerken, dass wir im Kleingarten nicht pauschal davon ausgehen können, dass Spätsorten, weil sie theoretisch einen dreimal (sogar bis 5 x) höheren Ertrag bringen, am Ende auch wirklich so effektiv sind. Beispielsweise stehen sie in zwei Reihen auf einem Beet zu eng und bringen dann auch weniger Ertrag pro Quadratmeter. Weitere Faktoren bewirken, dass man die Kennwerte aus der Landwirtschaft nicht auf den Garten übertragen kann.
Anbau von früh und spät reifenden Sorten
Eine letzte Option für kleine Gärten wäre, neben den Frühkartoffeln ein kleines Beet mit Spätsorten bestücken. Dieses Beet sollte dann aber so liegen, dass das Kraut nicht auf andere Kulturen Schatten wirft, also an der Nordseite unserer Bestellfläche. Des Weiteren sollten wir das Kartoffelkraut rechtzeitig anbinden und so mit Stäben einzäunen, dass es nicht breit auseinander fallen kann. Von solch einem Stück benötigen wir allerdings nur so viel Ernteertrag, den wir etwa von April bis Juni zum Verbrauch benötigen, weil dann ja schon wieder die Ernten der Frühsorten vorhanden ist. Mit einem Teil sehr früher Sorten, die nur 60 Tage Kulturzeit benötigen können wir solch ein Projekt sogar noch weiter optimieren.
Eine weitere Feinjustierung erreichen wir, wenn wir beispielsweise im Juni noch einmal Frühkartoffeln pflanzen, die dann im Herbst zusätzlich zur Verfügung stehen. Um unsere Berechnungen nicht zusehr zu verkomplizieren, möchte ich dazu an dieser stelle nicht mehr weiter eingehen und auf das von mir verfasste Taschenbuch verweisen:
Jacob, Thomas: Immerwährender Gartenkalender – Herbstanbau von Gemüse
Wer abwechslungsreicher kocht, braucht noch weniger...
Wer über die Woche weniger kocht, oder wer ideenreich mit viel Gemüse, Reis, Hülsenfrüchten und dergleichen zubereitet, der kann von den oben genannten Werten natürlich noch entsprechende Abschläge machen.
Nach meinen Erfahrungen ist es aber doch so, dass der Kleingartenbesitzer – oder sagen wir besser Selbstversorger – ein so breit gefächertes Gemüsesortiment neben den Kartoffeln zur Verfügung hat, dass er in seinem Speiseplan ganz automatisch viel weniger Kartoffelgerichte verzeichnet, als der Durchschnittsverbraucher. Das trifft insbesondere dann zu, wenn im Garten reichlich Edelgemüse gedeiht. Bei mir ist das beispielsweise von Mai bis Mitte Juni überreichlich viel Grün- und Bleichspargel, der zusammen mit ersten zarten Kohlrabi und mit Brokkoli serviert wird. Es gibt Zuckererbsen, junge Saubohnen, Gemüsebohnen, Schwertbohnen, Karotten, Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli, Artischocken, Hafer- und Schwarzwurzel usw. [3].
Neben dem Gartengemüse wird aber auch selbstgeräucherte Forelle (regional) oder Hühnchenfleisch aus eigener Zucht serviert, zu denen Reis als Beilage oft besser passt als Kartoffeln. Wenn ich weiterhin an die Mengen an Letscho denke (eigener Tomaten- und Paprika-Anbau), die ich im August und September koche, und die im Winter mit Reis oder Nudeln auf den Tisch kommen, so reichen die oben veranschlagten 40 Kilogramm Erdäpfel pro Person vollauf und es bleibt sogar noch ein ganzer Batzen Futterkartoffeln für Kaninchen oder Hühner übrig.
Kartoffelbedarf pro Person in früheren Zeiten
Da in der Literatur und im Internet sehr verschiedene Zahlen und Angaben zu unserer Problematik vorliegen, möchte ich hier noch einmal darauf hinweisen, dass diese teils aus Zeiten stammen, in denen ganz andere Essensgewohnheiten vorlagen als heute. Desweiteren baute man in Erinnerung an Notzeiten mitunter auch auch sehr reichlich an. Und, wenn man sogar Angaben von 200 Kilogramm Kartoffeln pro Person findet, so wurde früher mit solch einer Menge auch das Kleinvieh mit versorgt, nicht selten sogar ein Schwein, welches üblicherweise vom Bauern als Ferkel gekauft in irgendeinem Verschlag aufgefüttert wurde. Diesbezüglich gab es auch die Redewendung: Ein Schwein im Stall und ein Schwein in der Speisekammer. Es war dann üblich, dass die Frauen in der Küche, um Zeit zu sparen, die Kartoffeln sehr großzügig schälten und die Schalen dann als Schweinefutter verwerteten.
Eine interessante Mengenberechnung habe ich aus dem Jahr 1924 gefunden, welche in der Zeit nach dem Weltkrieg einen Küchengarten für sechs Personen und 100 Prozent Selbstversorgung beschreibt. Hier rechnete man mit einem Frühkartoffelacker von 200 Quadratmeter Beetfläche [4]. Die 200 Quadratmeter bringen einen jährlichen Ertrag von etwa 600 Kilogramm. Das wären 100 Kilogramm Kartoffeln pro Person in einer Zeit, wo wenig Fleisch gegessen wurde und die Kartoffel ein Hauptnahrungsmittel darstellte. Allerdings wurden zu den Frühkartoffeln sicher noch Einkellerungskartoffeln vom Bauern zugekauft, womit man sich dann wieder an die vorhin erwähnten 200 Kilogramm pro Person annähert. Das wären dann heute die Zahlen für Selbstversorgung in absoluten Not- und Krisenzeiten oder der Richtwert für Vegetarier und Veganer.
Prinzipiell habe ich aber festgestellt, dass in alten und neuen Gartenbüchern nur äußerst selten Angaben darüber zu finden sind, welch Mengen angebaut werden sollten und mit welchen Erträgen im Garten zu rechnen ist. In einem Buch aus dem Jahr 1953 wurde ich (nach Erstellung meines Beitrags) dann aber doch fündig und stellte fest, dass meine und die Erfahrungswerte im Buch, schon so ziemlich deckungsgleich sind: "Ein 6 m langes normales Beet [1,2 m breit], mit zwei Reihen Frühkartoffeln bestellt, benötigt etwa 40 vorgekeimte Kartoffeln, also eine kleine Kiste voll. Wir ernten von dieser Fläche etwa 40 bis 40 kg." — zu lesen in: Koehler, Horst; Das praktische Gartenbuch; herausgegeben vom Kultusministerium NRW, 1955 (ein zeitloses Standardwerk für den Kleingärtner und Selbstversorger!)
Ergänzungen und Literatur
[1] Koehler, Horst; Das praktische Gartenbuch; herausgegeben vom Kultusministerium NRW, 1955 (ein zeitloses Standardwerk für den Kleingärtner und Selbstversorger!)
[2] Man liest oft von einem Durchschnittswert von 60 bis 70 kg Kartoffeln pro Person und Jahr, doch ich halte das für einen rein statistischen Wert, denn bei dieser sind allein schon ca. 35 Kilo in hoch veredelter Produkte, wie Chips oder Pommes Frites der Fastfood-Gastronomie eingerechnet, die der ernährungsbewusste Leser meiner Seiten so nicht konsumiert.
[3] Man baue vor allem viel der edlen Gemüsearten an, die hier nur stellvertretend genannt sind.
[4] Bier, A.; Lohnende Gemüsezucht; Erfurt um 1924; Seite 4
[TJ.6.7]