Weißkohl und Wirsingkohl1) Links Weißkraut / rechts Wirsingkohl
1) Links Weißkraut / rechts Wirsingkohl

Einerseits stelle ich in diesem Beitrag die Anbauanleitung für den Weißkohl (Weißkraut, Brassica oleracea convar. capitata var. alba) bereit, möchte aber anderseits auch die Frage klären, wann sich der Anbau im Garten überhaupt lohnt. Wir sollten eigene Anbaupläne durchaus abwägen. Die Gründe nenne ich gleich zum Anfang. Einerseits benötigen wir ziemlich viel Platz, um etwa ein halbes bis ein Dutzend Kohlköpfe, die wir als Jahresvorrat benötigen, anzubauen. Das bezieht sich weniger auf den Flächenverbrauch für den einmaligen Anbau, der bei zwölf Köpfen ein Beet von sechs bis sieben Meter erfordert, als auf den Umstand, dass Kohl nicht auf Kohl gepflanzt werden sollte. Da kann es im Kleingarten durchaus schwierig werden, denn so mancher Kleingärtner kann sich gar nicht vorstellen, was so alles zu den Kohlgewächsen gehört. Im Anhang habe ich sie gelistet [1]. Dieses Problem ist also nur mit einem genauen Anbauplan zu lösen.
Der zweite Aspekt, den wir im Auge behalten müssen, ist die Lage unseres Gartens, denn Weißkohl braucht einen offenen, luftigen Standort und recht spezielle Boden- und Klimaverhältnisse. Gutes Kohlland liegt überwiegend im Flachland. An Hängen oder auf Höhen wächst er nur, wenn die klimatischen Bedingungen optimal sind [2].
Sind die aufgezählten Anbaubedingungen gegeben, steht der Kultur von Weißkohl nichts im Wege, ist sogar empfehlenswert und dann durchaus ertragreich.
Haben wir jedoch nur wenig Anbaufläche zur Verfügung, kommen dann vielleicht noch Lichtmangel hinzu oder eine ungünstige Lage am Hang oder im Tal, dann steht uns eine interessante Alternative zur Verfügung. Auf sie gehe ich im Verlauf dieses Beitrags ebenfalls ein.

Die Vorteile des Weißkohlanbaus im eigenen Garten

Wenn meine einführenden Sätze auch etwas kritisch waren, so will ich den Anbau von Weißkohl durchaus empfehlen, wenn es die Bedingungen zulassen, und die positiven Aspekte zur Sprache bringen. Zum einen haben wir, wenn wir auf Kunstdünger und Spritzmittel verzichten, hunderprozentiges Biogemüse. Bauen wir den Kohl überwiegend für die Sauerkrautherstellung an, benötigen wir unter Umständen gar nicht so viele Exemplare wie eingangs erwähnt. Denn wer viele verschiedene Gemüse anbaut, und darunter auch diejenigen, die im Winter [3] frisch geerntet werden können, der benötigt in der kalten Jahreszeit weniger Lagergemüse.
Ein zweites Plus – und das kann man gar nicht hoch genug schätzen – sind der mildere Geschmack und die häufig bessere Bekömmlichkeit im Vergleich zur Massenware. Auf einem altgedüngten Gartenboden wird der Kohl nämlich entsprechend vorzüglicher, als die mit Dünger "gemästeten" Kohlköpfe vom Feld [3].
Und wer besonders auf eine basische Ernährung achtet, dem sei gesagt, dass Weißkohlkraut ein hoch basisches Lebensmittel ist.
Doch bei aller Begeisterung für die Weißkohlkultur soll stets der Hinweis nicht außer Acht gelassen werden: Einen erfolgreichen Anbau können wir nicht erzwingen!

Anbauanleitung

Boden und Lage: Für ein optimales Wachstum und gutes Gedeihen wünscht der Weißkohl, wie alle Kohlarten, einen feuchten, lehmigen, tief bearbeiteten Boden und tiefe (maritime), luftige, sonnige Lage. Der Boden muss gut gekalkt sein, damit die gefürchtete Kohlhernie (ein Schleimpilz) die Pflanzen nicht befällt. Gegen die Versauerung des Bodens hilft neben Gartenkalk auch das Einbringen von Holzasche. Von Letzterer bringt man ein Kilogramm pro Quadratmeter aus. Gedüngt wird der Weißkohl reichlich mit abgelagertem Stallmist oder mit Jauche versetzter Komposterde. Der Anbau erfolgt in 1. Tracht.
Wer über weniger guten Boden verfügt, der kann sich zunächst auch für den Anbau von Wirsingkohl entscheiden, wie im Bild 1) zu sehen. Er ist dem Weißkraut recht ähnlich, doch seine Bodenansprüche sind geringer. Und er lässt sich auch zu einer Sauerkraut-Variante fermentieren.

Aussaatzeitpunkt: Frühsorten werden Anfang März bis Anfang April unter Glas oder auf einer hellen Fensterbank in Anzuchtkästen gesät, und mittelfrühe und späte Sorten in der ersten Aprilhälfte auf das Freiland-Anzuchtbeet. Man kann mit speziellen Überwinterungssorten [4] auch eine August-Septemberaussaat machen und dann die Jungpflanzen überwintern lassen, was jedoch eher etwas für experimentierfreudige Hobbygärtner ist [5].

Auspflanzung: Aus dem Frühbeet oder von der Fensterbank werden die frühen Weißkohlpflänzchen im April mit einem Reihenabstand von 50 Zentimetern und einem Pflanzabstand von 40 bis 50 Zentimetern ausgepflanzt. Die Setzlinge der Freilandaussaat kommen in der letzten Maiwoche mit einem Reihenabstand von 60 Zentimetern und einem Pflanzabstand von 50 Zentimetern auf das Beet.

Pflege: Bei Trockenheit reichlich gießen und ab und zu (möglichst bei trüber Witterung, nicht bei Hitze) Dunggüsse mit Jauche oder einem Flüssigdünger geben. Im Laufe der Kultur sollte der Boden mindestens dreimal flach gehackt werden. Nach dem ersten Hacken ist ein leichtes Anhäufeln von Vorteil.

Ernte: Frühen Weißkohl (Spitzkohl) erntet man ab Juli bis August. Er muss geerntet werden, sobald die Köpfe genügend entwickelt sind, sonst platzen sie, vor allem, wenn häufig Regen zu erwarten ist. Die Köpfe der Spätkultur sollen so lange als möglich im Freien bleiben. Erst wenn starke Fröste zu erwarten sind (Anfang November), beginnt man mit der Ernte und mit dem Einlagern ins Winterquartier.

Aufbewahrung: Zur Überwinterung werden die Kohlköpfe entweder mit Wurzel in einem Erdbeet oder kühlen Keller eingeschlagen oder ohne Wurzel in einer Miete oder einem Schuppen (Gartenhaus) frostfrei gelagert.

Sorten: Für den Selbstversorgergarten interessant sind besonders die Frühsorten (Spitzkohl, Filderkraut) zum Sofortverbrauch und Spätsorten für die Winterlagerung und Herstellung von Sauerkraut.

Vorkultur: Möhren, Petersilie, Sellerie, rote Rüben, Zwiebeln, Porree, Salat, Spinat, Erbsen, Bohnen, Gurken und Tomaten sind Gemüsesorten, mit denen das Beet vor dem Weißkohlanbau bestellt werden kann.

Mischkultur und Zwischenkultur: Hierfür eignen sich Kopfsalat und Kohlrabi sowie Frühkartoffeln

Ungünstige Vor-, Nach- und Mischkultur: Kohl sollte niemals auf Kohl angebaut werden. Ausnahmen bilden hierbei Kohlrabi und Grünkohl als Nachkultur. Ungünstig ist weiterhin die Mischkultur mit Zwiebelgewächsen (Knoblauch, Porree, Zwiebel) und Chinakohl. Die Mischkultur mit Kartoffel ist umstritten. Außerdem sollte die Folgekultur von Rettich und Radieschen vermieden werden.

Verwendung: Weißkohl verarbeitet man zu den verschiedensten Gerichten wie beispielsweise Krautsalat, Bratgemüse oder Krautnudeln, Schmorkraut und Krautwickel. Zur Haltbarmachung wird es zu Sauerkraut eingelegt (fermentiert).

Alternativen

Bereits eingangs habe ich den Wirsingkohl erwähnt, der zum Einsatz kommen kann, wenn die Boden- und Standortverhältnisse für den Anbau von Weißkohl nicht genügen. Im Bild 1) ist er im Vergleich zu sehen. Für mich ist er eigentlich sogar der Edlere für die Küche, ich denke da beispielsweise an geschmorten Wirsing in Sahne.
Benötigen wir den Weißkohl für selbstgemachtes Sauerkraut, so könnten wir alternativ auch einmal das fernöstliche KIM CHI fermentieren. Dazu benötigen wir den Chinakohl, der einige interessante Besonderheiten beim Anbau aufweist. Ihn können wir zum Beispiel nach dem Abräumen der Frühkartoffeln in der zweiten Jahreshälfte anbauen. Ertragreich ist er zudem auch noch.


Hinweise, Quellen, Literatur

[1] Zu den Kohlgemüsen zählt zuallererst der Gemüsekohl (Brassica oleracea) in Form von Kopfkohl, Kohlrabi, Palmen-, Grün- und Blumenkohl, Brokkoli, Romanesco und Wirsing. Aber auch die Rübse (Brassica rapa) gehört dazu, die wir in Form von Rüben wie Herbst- und Mairübchen und Blattgemüsen wie Pak Choy, Rübstiel, Stängelkohl, Chinakohl und japanischem Senfspinat anbauen. Und nicht zuletzt reiht sich die Kohlrübe (Brassica napus subsp. rapifera Metzg.) ein, die eine Kreuzung der beiden zuvor genannten Arten ist.

[2] BÖTTNER, Johannes; Gartenbuch für Anfänger; 1944; Seite 88: "Die sogenannten Kohlfelder* oder Kohlgärten, die an vielen Orten am Rand feuchter Wiesen gelegen sind, bieten die günstigsten Verhältnisse für den Anbau der verschiedenen Kohlarten." *Das Zitat weist uns indirekt darauf hin, dass der Kohlanbau und explizit die Kultur von Kopfkohl schon eine Art kleinere Feldkultur ist, die traditionell oft getrennt vom Hausgarten gelegen war und zudem meist im Wechsel mit Kartoffeln, die ebenfalls nicht im engen Küchengarten angebaut wurden, betrieben wurde.

[3] Im Winter auf dem Beet verbleibende Gemüse und von dort direkt zu ernten: Porree, Grünkohl, Wirsing, Hafer- und Schwarzwurzel, Zuckerwurzel, Meerrettich (auch als Suppenwürze verwendbar).

[4] Überwinterungssorten, wie etwa der Winterblumenkohl 'Walcheren Winter' funktionieren nach meinen Erfahrungen nicht immer wie gewünscht. Sie eignen sich aber für Anbau-Experimente.

[5] Das Überwintern der Weißkohlpflanzen geschieht im kalten Frühbeet unter Glas oder in geschützten Lagen unter leichten Abdeckungen (Fichtennadeln zwischenstreuen wird bei BÖTTNER empfohlen) auch im Freien. Pflanzzeit ist dann Ende März.

[6] GLADIS, Thomas und HAMMER, Karl; Die Brassica-oleracea-Gruppe; Lennestadt 2003
https://web.archive.org/web/20231212182715/
https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/sites/nutzpflanzenvielfalt.de/files/publikationen/bd1brassica1.pdf

[TJ.19.4] Zählpixel I ©Bildrechte und Text: Thomas Jacob (2017), 5.2.2024